Mittlerweile gibt es im Leipziger Stadtrat drei Unterstützerfraktionen für die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets bei den LVB. Der Ökolöwe sammelt weiter Unterschriften für seine Petition und schlägt jetzt vor, das Projekt mit aufzunehmen in die Projektliste der Kohlekommission. Denn moderne Mobilität im Nahverkehr wäre für die Kohleregion natürlich ein echtes Zukunftsprojekt.

Am 13. März betonte auch der Vorsitzende der Leipziger SPD, Holger Mann, noch einmal, dass das 365-Euro-Jahreticket ein Herzensanliegen der SPD ist.

„Nach Bündnis 90/ Die Grünen schwenkt nun auch Die Linke im Stadtrat mit einem Prüfantrag auf unsere Forderung des 365-Euro-Jahrestickets um, für die auch der Leipziger Ökolöwe wirbt. Der jüngste Vorstoß der SPD-Bundestagsfraktion dafür macht klar, dass die Unterstützung für innovative Mobilitätslösungen auch auf Bundesebene wächst“, betonte Holger Mann.

„Während die Mitbewerber von CDU und FDP in Leipzig aber meinen, das 365-Euro-Ticket sei nicht realisierbar, brauchen wir mehr Visionen damit auch in Zukunft in Leipzig alles in Bewegung bleibt. Dazu gehört aus unserer Sicht ein 365 Euro-Jahresticket, dass die Tram alle fünf Minuten auf den Hauptstrecken fährt und bessere Fahrrad-Trassen in die innerstädtischen Bereiche.“

Aber das braucht natürlich eine richtige Startfinanzierung. Das war in Wien auch nicht anders, als man erst einmal für einige Milliarden Euro das Streckennetz im Nahverkehr deutlich erweiterte, um auch mehr Passagiere im neuen „Wiener Modell“ transportieren zu können.

Und mit dem Strukturwandel in den Kohleregionen müsste das Geld dafür eigentlich verfügbar sein, findet der Leipziger Ökolöwe. Er setzt sich jetzt dafür ein, Leipzig als Pilotregion für vorbildlichen Nahverkehr auf die Strukturförderliste der Kohlekommission zu setzen und damit die Einführung des 365-Euro-Jahrestickets nach Wiener Modell zu ermöglichen. Dazu wendet sich der Ökolöwe in einem Offenen Brief an Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer.

Denn der Appell zur Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets für Bus und Bahn in Leipzig erfährt ungebrochen großen Zuspruch: Binnen kürzester Zeit haben schon 5.000 Leipzigerinnen und Leipziger für das günstige 365-Euro-Jahresticket unterschrieben.

„Die Einführung des günstigen 365-Euro-Jahrestickets muss durch den Ausbau der Infrastruktur für Bus und Bahn begleitet werden, damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen können“, sagt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen.

Die Bundesregierung setzt sich mit einem 40 Milliarden Euro schweren Strukturförderprogramm für den Kohleausstieg unter anderem das Ziel, Strukturschwächen im klimafreundlichen Öffentlichen Nahverkehr zu beseitigen. Das Paket soll bis zur Sommerpause geschnürt werden. Der Ökolöwe richtet in diesem Zusammenhang einen Offenen Brief an Oberbürgermeister Burkhard Jung und Ministerpräsident Michael Kretschmer. Darin wirbt er dafür, Leipzig zur Pilotregion für vorbildlichen Nahverkehr zu machen und auf die Förderliste der Kohlekommission zu setzen – mit dem günstigen 365-Euro-Jahresticket und einem attraktiven ÖPNV-Angebot. Damit werde Leipzig seiner Rolle als prägendes Oberzentrum in der Mitte des Mitteldeutschen Reviers gerecht.

„Das nächste Konjunkturprogramm gehört dem ÖPNV“, so Tino Supplies. „Leipzig ist straßenseitig schon sehr gut über die neuen Autobahnen A38, A14 und A72 sowie über neue Staatsstraßen an das Mitteldeutsche Braunkohlerevier angebunden. Strukturschwächen bestehen im Wesentlichen bei Bus und Bahn. Die Entscheider in Leipzig und Sachsen müssen jetzt im Schulterschluss dafür sorgen, dass Leipzig als Pilotregion für vorbildlichen Nahverkehr auf die Strukturförderliste der Kohlekommission kommt – mit dem günstigen 365-Euro-Jahresticket und einem attraktiven ÖPNV-Angebot.“

Mit einem der größten Straßenbahnnetze Europas, dem Citytunnel und dem Hauptbahnhof bringe Leipzig gute Voraussetzungen mit, um Pilotregion für vorbildlichen Nahverkehr zu werden, heißt es in dem Offenen Brief des Ökolöwen. Der Umweltverein begrüße daher, dass der Ausbau der S-Bahn sowie die Fertigstellung des bestehenden Leipziger Citytunnels bereits auf der Förderliste der Kohlekommission vorgesehen seien.

Das schaffe eine große Kapazitätserweiterung in Leipzig als wichtige Begleitung für die Einführung des 365-Euro-Jahrestickets. Hier gelte es netzergänzende Maßnahmen und weitere Haltestellen, wie etwa am Porsche-Werk im Leipziger Nordraum, auf die Liste zu setzen. Daneben brauche es ein gut ausgebautes Bus- und Straßenbahnnetz, das das Oberzentrum Leipzig mit dem Mitteldeutschen Braunkohlerevier und den neuen Arbeitsstätten im Nordraum verbindet.

Ob ein zweiter Citytunnel freilich irgendeinen Sinn macht, ist völlig offen. Er würde auf jeden Fall Gelder in Milliardenhöhe verschlingen (als Straßenbahntunnel prognostizierte 3 Milliarden Euro), die für andere, viel sinnvollere Netzerweiterungen fehlen würden. Dieser zweite Citytunnel steht neben vielen anderen gigantischen Verkehrsbauprojekten, die einfach wahllos an die Kohlekommission gemeldet wurden, obwohl sie in Leipzig zumeist schon an simplen Umweltschutzstandards scheitern.

Ein oberirdischer Ausbau des Gleisnetzes hingegen bietet viel kurzfristiger und zielführender die Möglichkeit, mehr Angebote zu schaffen, die einem 365-Euro-Jahresticket zugute kämen.

Wenn das Tarifmoratorium 2021 ausläuft, soll das 365-Euro-Ticket eingeführt werden

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Die SPD hat noch vor Kurzem gemauert, als es um die Begrenzung der MDV-Tarife ging. Diese Partei springt wieder mal auf einen Zug auf, den andere angeschoben haben und von dem sie sich etwas verspricht, nämlich Wählerstimmen.

Die Kohlekommission hat mit dem bisherigen ÖPNV in Leipzig nichts zu tun. Auch nicht, wenn man feststellt, wie und mit welchen Straßen man “an das Mitteldeutsche Braunkohlerevier angeschlossen sei”.
Solch offensichtliche Anbiederung an einen neuen Geldtopf ist einfach nur peinlich.

Die erkannten “Strukturschwächen” zeigen wieder einmal auf, dass
a) Leipzig seit Jahren den Ausbau des ÖPNV – trotz Wissen darum – vernachlässigt hat (siehe eben Porsche)
b) die Bundesregierung eigentlich ein ÖPNV-Konjunkturpaket für ganz Deutschland – mindestens in dieser Höhe – auflegen müsste, nähme es die Klimaproblematik tatsächlich ernst.

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