Wer zynisch ist, könnte von einem bombigen Tag in Leipzig sprechen. Doch im Grunde sind es gute Nachrichten: Während nämlich eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich unschädlich gemacht wurde, war eine andere nur Gegenstand einer Drohung – die gleichwohl zur Räumung des Technischen Rathauses führte. Außerdem: Die steigenden COVID-19-Fallzahlen führen zu weiteren Diskussionen über nötige Gegenmaßnahmen und die Leitung der Universität Leipzig bleibt in weiblicher Hand. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 23. November 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Kampfmittelräumdienst entschärft Fliegerbombe in Leipzig

Die erlösende Nachricht kam um kurz vor vier Uhr nachmittags: Die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die gut 24 Stunden zuvor von Bauarbeitern nahe einer Tankstelle an der Wittenberger Straße entdeckt worden war, ist erfolgreich entschärft. Wegen eines deformierten Zünders hatte die Maßnahme etwas länger gedauert als zunächst vermutet, etwa zwei Stunden.

641 Anwohnerinnen und Anwohner aus dem eingerichteten Sperrgebiet konnten in ihre Wohnungen zurückkehren, die Straßen sind auch wieder für den Verkehr freigegeben. Zuvor hatten Hilfskräfte seit dem Vormittag die Evakuierung der Menschen organisiert und dafür zwei Schulgebäude als vorübergehende Unterkunft genutzt.

Eine Kollegin der LZ war vor Ort, wir haben die Entwicklung des Tages per Liveticker mit Bildern und Video begleitet.

Die Bombe, die es nicht gab

Eine andere Bombe war dagegen zum Glück nicht real, sondern existierte nur im Kopf des noch unbekannten Anrufers, der am Dienstag zur Mittagszeit im Technischen Rathaus an der Prager Straße per Telefon mit dem Sprengsatz drohte.

Das Gebäude musste geräumt werden, die Polizei mit schwer bewaffneten Kräften ausrücken, Spürhunde kamen zum Einsatz. Fündig wurden sie nicht – gegen 16 Uhr gab es auch hier Entwarnung. Ein Ermittlungsverfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten wurde eingeleitet.

Das Technische Rathaus mit drei Gebäuden gilt als zentraler Knotenpunkt städtischer Behörden. Unter anderem das Grünflächenamt, das Ordnungsamt, das Fundbüro und die Ausländerbehörde haben hier ihren Sitz. Schon mehrfach gab es anonyme Drohungen gegen den Ort, zuletzt im Sommer.

COVID-19: Debatte um Impfpflicht, Weihnachtsferien und mobile DRK-Impfteams

Und damit – leider – wieder zum Thema COVID-19. Die Stadt Leipzig vermeldet heute eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 685 Fällen, die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern kennt weiterhin nur den Weg aufwärts – sowohl in Leipzig als auch im Freistaat Sachsen. Landesweit gilt die Überlastungsstufe und seit gestern auch eine Notfallverordnung des Dresdener Regierungskabinetts mit Einschränkungen auch für geimpfte Menschen.

Ob der damit stark anziehende Druck auf die Ungeimpften wirkt, lässt sich noch nicht sicher beurteilen. Immerhin: Die Schlangen vor den mobilen Impfteams sind sehr lang – wobei darin auch eine beträchtliche Zahl an Booster-Impfungen, also der dritte Piks, enthalten sein dürfte. Hinzu kommt die massive Überlastung der mobilen DRK-Impfzentren, wie die Leipziger Ärztin und Bundestagsabgeordnete der Grünen Paula Piechotta (35) aus eigener Beobachtung kritisiert.

Unterdessen wird schon über weitergehende Maßnahmen debattiert, um die vierte Infektionswelle des Spätherbstes und beginnenden Winters vielleicht doch irgendwie abzumildern. Neben der Diskussion um eine generelle Impfpflicht ist auch ein Vorziehen der Weihnachtsferien im Gespräch. Sachsen-Anhalt hat sich zu diesem Schritt bereits entschieden und führt ab morgen auch strengere Corona-Regeln ein.

Juristin wird neue Uni-Rektorin

Eva Inés Obergfell wird neue Rektorin der Leipziger Universität. Der Erweiterte Senat wählte die Juristin heute mit einer Mehrheit von 49 Stimmen im zweiten Wahlgang. Damit setzte sie sich gegen die Afrikanistik-Professorin und Dekanin Rose Marie Beck durch, die 18 Stimmen erhielt. Außerdem wurde 16 Mal mit „Nein“ votiert, eine Stimme war ungültig.

Obergfell ist seit 2011 Professorin für Bürgerliches Recht, Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von Oktober 2016 bis September 2021 war sie dort auch Vizepräsidentin für Lehre und Studium.

Eva Inés Obergfell wird im Frühjahr 2022 ihre Vorgängerin Beate Schücking ablösen, deren zweite Amtszeit im April nach insgesamt zehn Jahren an der Spitze enden wird. Eine weitere Amtsperiode ist laut Sächsischem Hochschulgesetz nicht möglich.

Ursprünglich gab es noch einen dritten Kandidaten – doch der Göttinger Chemie-Professor Ulf Diederichsen war am 11. November mit nur 58 Jahren überraschend verstorben. Von seiner Bewerbung in Leipzig hatte er zuvor aus gesundheitlichen Gründen Abstand genommen. Zum Gedenken hielt der Erweiterte Senat heute eine Schweigeminute ab.

Viele LZ-Themen, Ampel-Poker in Berlin und der Klimaschutz, Corona-Verschärfungen

Worüber die LZ heute berichtet hat: Wird die Polizei in der Lage sein, die verschärften Corona-Regeln durchzusetzen? Darüber haben wir mit dem Leipziger Polizeisprecher Olaf Hoppe und dem Gewerkschafter Hagen Husgen geredet. Außerdem thematisieren wir, wie selbst ernannte Querdenker aktuelle Demo-Beschränkungen dreist ignorieren und die Uni Leipzig weitgehend an der Präsenzlehre festhält.

Weitere Themen des Tages: Abfallvermeidung, ein Lift für den Bahnhof Markranstädt, ein Positionspapier gegen Pestizide und ein neues Gymnasium für Leipzig. Last but not least: Ralf Julkes Blick auf ein Buch, das sich kritisch mit Globalisierung und Wachstumsdenken auseinandersetzt.

Was heute sonst noch wichtig war: Die wahrscheinlich nächste Bundesregierung aus Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen soll sich auf Kernpunkte auf dem strittigen Feld des Klimaschutzes verständigt haben.

Was morgen wichtig wird: Ab morgen tritt das geänderte Infektionsschutzgesetz in Kraft.

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