In Connewitz sind Schneebälle geflogen und Mülltonnen haben gebrannt. Außerdem hat Leipzig als Austragungsort der Fußball-Euro 2024 der Herren riesiges Losglück gehabt und knapp 100 Menschen sind am Sonntag aufgrund von Vorwürfen der Polizeigewalt und Staatsrepressionen auf die Straße gegangen. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 2./3. Dezember 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus passiert ist.

Brennende Mülltonnen nach traditioneller Schneeballschlacht am Kreuz Connewitz

Am Freitagabend – in der Nacht zuvor war erstmals diesen Winter flächendeckender Schnee in Leipzig gefallen – haben sich rund 70 Personen am Connewitzer Kreuz die traditionelle Kiez-Schneeballschlacht geliefert. „Aus der Personengruppe heraus wurden zunächst Schneebälle geworfen“, schreibt die Leipziger Polizei pflichtbewusst in ihrer Meldung.

Später zündeten Unbekannte nach Angaben der Polizei mehrere Mülltonnen, Absperrbaken und Baumaterialien an. Feuerwehr und Polizei waren im Einsatz. In der Zwenkauer Straße schlug ein Unbekannter eine Seitenscheibe eines geparkten Volvos ein und entleerte einen Feuerlöscher. Die Polizei bezifferte den Sachschaden am Pkw mit circa 1.000 Euro.

LVZ irritiert mit Foto

Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) bebilderte ihren Bericht über die Schneeballschlacht mit einem Agenturfoto, das am Vorabend von „Tag X“ in Connewitz entstanden war – also Anfang Juni. Ohne kenntlich zu machen, dass das Foto eben nicht von Freitag stammt. Das fiel LZ-Reporter Tom Richter auf.

Am 2. Juni – ein Tag vor dem sogenannten „Tag X“ – war es in Connewitz zu Ausschreitungen gekommen, nachdem die Stadt eine für den 3. Juni geplante linke Großdemonstration verboten hatte.

Das Titelfoto des LVZ-Beitrags zeigt rennende Polizist*innen mit Schlagstock und Schild, im Hintergrund helles Licht von einer Explosion oder einem Feuer. Zu solchen Szenen kam es bei der Schneeballschlacht nicht ansatzweise. Wie die LVZ selbst durch eine Polizeisprecherin erfuhr, blieb es am Freitag vergleichsweise ruhig am Kreuz.

„Das war nicht die typische Schneeballschlacht, wie wir sie vom Connewitzer Kreuz kennen“, zitiert die LVZ die Polizeisprecherin. Die an der Schneeballschlacht Beteiligten hätten „sich lediglich gegenseitig mit Schneebällen beworfen“, auf Polizeikräfte sei nicht gezielt worden.

Es ist im Journalismus üblich, Texte mit sogenannten Symbolbildern zu versehen, die also keinen direkten Bezug zum Sachverhalt des Artikels aufweisen. Allerdings sollten diese als solche erkennbar sein, etwa durch das Wort „Symbolbild“ in der Bildunterschrift.

Die Zeile unter dem Titelfoto des LVZ-Artikels suggeriert, dass hier Szenen von Freitag gezeigt werden: „In Leipzig-Connewitz ist es am Freitag nach einer Schneeballschlacht zu Ausschreitungen gekommen.“ Selbst für medienaffine Leser*innen ist nicht erkennbar, dass das Foto vor Monaten in einem anderen Kontext aufgenommen wurde.

Das Framing der LVZ verärgerte einige Connewitzer*innen. Die Psychotherapeutin Nadine Berger aus Connewitz etwa richtete sich heute auf X (ehemals Twitter) an die Chefredakteurin der LVZ: „Liebe Hannah Suppa, warum?“ 2020 hatte Berger an einem LVZ-Streitgespräch zur Silvesternacht 2019/20 in Connewitz teilgenommen.

Losglück für Leipziger Fußballfans: Top-Spiele der Herren-EM im „Leipzig Stadium“

In der Red-Bull-Arena werden im Juni einige Top-Vorrundenspiele der Europameisterschaft im Herren-Fußball stattfinden. Das hat die Verlosung der UEFA am Samstag in der Hamburger Elbphilharmonie ergeben. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, Zoo-Direktor und Leipzigs „Host City“-Botschafter Jörg Junhold und Stefan Schedler, Projektleiter für die Leipziger EM-Spiele, waren dafür nach Hamburg gereist.

Die Verlosung hat Leipzig folgende vielversprechende Partien beschert: Am Dienstag, dem 18. Juni 2024, wird Portugal auf Tschechien treffen. Am Freitag derselben Woche, dem 21. Juni 2024, gibt es dann den Klassiker Niederlande gegen Frankreich. Und am Montag, dem 24. Juni 2024, spielt Kroatien gegen Italien in der Red-Bull-Arena. Alle Spiele starten 21 Uhr im „Leipzig Stadium“, wie die Red-Bull-Arena zur EM nach Willen der UEFA heißen soll.

„Besser geht es für Leipzig nicht – diese Teams sind der Knaller“, ließ sich Oberbürgermeister Jung am Samstag in einer Mitteilung der Stadt zitieren. „Wenn ich an die Niederländer zur WM 2006 in unserer Stadt denke und dazu 50.000 Franzosen, da freue ich mich sehr. Wir haben viele Portugiesen in unserer Stadt, Tschechien wird als Nachbarland auch viele Fans schicken und die Italiener sind bekanntermaßen fußballverrückt.“

Favorit Frankreich könnte für Achtelfinale erneut nach Leipzig kommen

Am 2. Juli 2024 wird dann das Achtelfinale zwischen dem Sieger der Gruppe D gegen den Zweitplatzierten der Gruppe F in Leipzig stattfinden. Gruppe D besteht bisher aus den Niederlanden, Österreich und Frankreich. Ein viertes Team wird sich im Rahmen der Playoffs im März für diese Gruppe qualifizieren. In Gruppe F befinden sich bisher die Türkei, Portugal und Tschechien. Auch hier wird im März noch ein Team dazustoßen.

Ein Großteil der Tickets für die Leipziger Spiele wurde bereits Mitte November vergeben. Viele gingen dabei allerdings leer aus, da es zwar rund 1,2 Millionen Tickets gibt, aber laut UEFA deutlich mehr Interessent*innen.

Mehr als 20 Millionen Fans aus über 200 Ländern hatten in der ersten Bewerbungsphase versucht, an Tickets zu kommen. Bis zum 12. Dezember läuft nun die zweite Bewerbungsphase.

Ein halbes Jahr nach „Tag X“: Knapp 100 Menschen protestieren gegen Polizei

Ein halbes Jahr nach den Ereignissen rund um „Tag X“ in Leipzig haben sich am Sonntagnachmittag rund 80 Menschen im Leipziger Süden versammelt, um gegen Polizeirepressionen zu protestieren. Sie fordern eine Aufarbeitung der Geschehnisse am sogenannten „Tag X“ und die Einstellung der Ermittlungsverfahren gegen Gekesselte. Aufgerufen zu dem Protestmarsch hatte das Leipziger Bündnis „Eltern gegen Polizeigewalt“.

Der Demonstrationszug startete gegen 17 Uhr am Alexis-Schumann-Platz, wo die Polizei vor einem halben Jahr hunderte Menschen stundenlang eingekesselt hatte. Nach ersten Redebeiträgen zogen die Protestierenden über die Karl-Liebknecht-Straße zur Dimitroffwache. Die Versammlung endete auf dem kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz.

Auf der Demonstration hielt unter anderem die Initiative „CopWatch“ eine Rede.

Auch Leipzigs Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel nahm an der Demonstration teil. Sie bezeichnet den Polizeikessel vom 3. Juni als „skandalös“. Rund um „Tag X“ hatte sich in Leipzig „ein autoritärer Staat gegen Antifaschist*innen“ präsentiert, meint Nagel. Das dürfe auch sechs Monate danach nicht unwidersprochen bleiben, so die Linken-Politikerin.

Am 3. Juni hatte die Polizei nach eigenen Angaben etwa 1.300 Menschen stundenlang eingekesselt, darunter viele Minderjährige. Anlass war eine Demonstration zum „Tag X“, aus der heraus es zu Angriffen auf die Polizei gekommen war. Allerdings waren daran nicht 1.300 Personen, sondern nur einige Dutzend beteiligt. Später ermittelte die Polizei wegen schweren Landfriedensbruchs gegen alle Gekesselten.

Kostenlose Ausstellung über die Geschichte von Videospielen in Holzhausen

Seit Sonntag kann die 4. Weihnachtsausstellung im Berggut Holzhausen (Zuckelhausener Ring 17) besucht werden, diesmal zum Thema „50 Jahre Videospiele“. Sammler René Meyer aus Leipzig-Holzhausen hat die Schau gestaltet. Es handelt sich um seine Wanderausstellung „Haus der Computerspiele“, die rund 30.000 Exponate umfasst.

Die Ausstellung zeigt, wie sich Videospiele im Laufe der Jahre entwickelt haben. Zu sehen sind zahlreiche Spielkonsolen wie das Super Nintendo, Heimcomputer wie der Commodore C64 und Handgeräte wie der Gameboy. Viele Geräte können auch ausprobiert werden – so können Besucher*innen beispielsweise Klassiker wie Tetris und Pac-Man zocken, aber auch DDR-Spiele.

Bis zum 14. Januar kann die Sammlung an mehreren Samstagen und Sonntagen angesehen werden, auch eingebunden in den Weihnachtsmarkt und das Neujahrsfeuer von Holzhausen. Alle Termine sind auf der Website von René Meyer zu finden. Der Eintritt ist frei.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:

Ausschuss des Sächsischen Landtags bestätigt: Der Kohleausstieg führt nicht zu Massenarbeitslosigkeit

SPD.Klima.Gerecht appelliert an den SPD-Bundesparteitag: Wir brauchen eine sozial gerechte Klimapolitik

Sonntagskirche № 96: Die Justus-Jonas-Kirche Nordhausen-Niedersalza

Bessere Wettervorhersagen mit Hilfe aus dem All: Leipziger Meteorologe Dr. Maximilian Maahn über das Projekt WIVERN

Die Auenrettung hat Vorrang: Einen neuen Kanurundkurs über Kleine Luppe und Nahle wird es nicht geben

Gastkommentar von Christian Wolff: Der andere Blick – die Ampel-Koalition zwischen Konsens und Diversität

Was am Wochenende außerdem wichtig war: In Paris hat ein mutmaßlicher islamistischer Terrorist am Samstagabend einen deutschen Touristen erstochen. Der 24-jährige Tatverdächtige wurde festgenommen. Das Todesopfer ist laut dem französischen Innenministerium ein 1999 auf den Philippinen geborenerMann mit deutscher Staatsbürgerschaft.

Was morgen wichtig wird: Am Montag beteiligt sich die Stadt Leipzig an einem Stillen Protest gegen die Musikverwertungsgesellschaft Gema. Wie beispielsweise auch in Erfurt, Dresden, Hannover, Rostock, Magdeburg, Wernigerode und Quedlinburg wird am Montag auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt keine Musik zu hören sein. Es werde weder Live-Musik auf der Bühne noch Musik vom Band zu hören sein, kündigte die Stadt an.

Das Marktamt begründet den Protest mit angeblich „enorm gestiegenen“ Kosten, die die Gema im vergangenen Jahr „völlig überraschend“ erhoben habe. Laut Gema allerdings hat es keine Gebührenerhöhung gegeben, weshalb LZ-Autor Ralf Julke die Aktion der Stadt als „Fake-Protest“ bezeichnet.

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