Am 29. August gab es in der Schule am Grünen Gleis die Auftaktveranstaltung zum Beteiligungsprozess zum Bebauungsplan Nr. 380.2 „Grüner Bahnhof Plagwitz Nordteil/West“. „Für das Areal konkurrieren verschiedene Nutzungen und Ideen für miteinander – von gewerblichen Bedarfen über Wohnraum, kulturelle Flächen bis hin zum Wunsch, die öffentliche Parkanlage zu erweitern“, formulierte die Stadt ihre Sicht auf den starken Protest der Anwohner gegen die geplante Bebauung.

Später sollen in Workshops Positionen und Ideen ausgetauscht, Verhandlungsspielräume ausgelotet und Entwicklungsoptionen verhandelt werden. Das klingt schon jetzt nach einem ziemlich schrägen Kompromiss.

Der Ökolöwe formuliert die Sicht auf diese Bebauungspläne mitten in einer wichtigen Frischluftschneise für den Leipziger Westen deutlich schärfer: „Um den wichtigsten Park im Leipziger Westen gibt es Streit. Bürger und Umweltverbände wollen den Bürgerbahnhof Plagwitz als Park erhalten und vergrößern – die Stadt und die Unternehmensgruppe LEWO wollen den nordwestlichen Teil bebauen. Es hagelte bereits über 900 Bürgereinwände gegen den Bebauungsplan und einen Baustopp.“

Bedrohte Lebensräume

Der Umweltverein Ökolöwe hatte vor diesem Hintergrund das Leipziger „Büro für Umwelt und Planung“ mit der Erarbeitung eines unabhängigen Artenschutzgutachtens beauftragt.

Eine Straße, Bäume und eine Solaranlage.
Das Gelände des Plagwitzer Bürgerbahnhofs. Foto: Birthe Kleemann

„Das Ergebnis des Gutachtens ist spektakulär“, kann Ökolöwen-Geschäftsführer Tino Supplies nun feststellen. „Auf dem Bürgerbahnhof Plagwitz lebt Leipzigs letzte Population der streng geschützten Wechselkröte. Sie kann nicht einfach umgesiedelt werden, wie das bei anderen Bauprojekten sonst oft üblich ist.“

Das Ökolöwen-Gutachten führt dazu folgendes näher aus: „Bei der aktuell geplanten Umnutzung des Plangebietes kommt es zu einer großflächigen Entwertung der Landlebensräume im weiteren Umfeld des Regenrückhaltebeckens. Die zukünftige Bebauung und die Fahrwege isolieren das Reproduktionsgewässer von den Landlebensräumen und verringern diese erheblich. Dies führt wahrscheinlich zum mittelfristigen Aussterben der Art am Plagwitzer Bahnhof und damit auch im Stadtgebiet von Leipzig.

Unter diesen Gegebenheiten besteht eine sehr hohe Verantwortung der Stadt Leipzig im weiteren Planungsprozess, um den letzten, dauerhaft intakten und gut funktionierenden Reproduktionsstandort und die dazu gehörenden Landlebensräume der Wechselkröte im Stadtgebiet angemessen zu schützen.“

Supplies dazu: „Das wird hier nichts. Stadt und Lewo sind gut beraten, sich einen anderen Ort für ihre Baupläne zu suchen.“

Ökolöwe fordert: Stadtteilpark Bürgerbahnhof Plagwitz erhalten und vergrößern

Der Bürgerbahnhof Plagwitz ist der wichtigste Erholungs- und Naturraum für den Stadtteil und seine Bedeutung wächst. Der Leipziger Westen hat in den letzten Jahren einen Einwohnerboom hingelegt. Nach dem Prinzip der sogenannten „doppelten Innenentwicklung“, das sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben hat, muss jetzt der Bürgerbahnhof Plagwitz als Erholungs- und Naturraum vergrößert werden. Das ist dringend nötig, wenn immer mehr Menschen auch aus den neu gebauten Wohnhäusern die Grünfläche nutzen.

Mit dem Appell „Mehr Grün für Leipzig“ will der Ökolöwe erreichen, dass Leipzigs wichtige Frei- und Grünflächen wie der Bürgerbahnhof Plagwitz dauerhaft vor Bebauung gesichert werden. Der Verein ruft die Bürger auf, sich von Stadt und Investor nicht einschüchtern zu lassen und den Ökolöwen-Appell zu unterzeichnen.

Das komplette Artenschutzgutachten des Ökolöwen steht ab sofort auf der Website des Ökolöwen zum Download bereit.

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