Am 11. Mai veröffentlichte das Eisenbahnbundesamt die Planunterlagen für das „Planfeststellungsverfahren für das Bauvorhaben Ausbaustrecke Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg – Leipzig/Dresden Abschnitt Gaschwitz (e) – Böhlen (e), 5. Bauabschnitt (Waldbahn)“. Für den Leipziger Ökolöwen ein Vorgang, den er als „Rückbau der Waldbahn“ interpretiert. Auch wenn die Strecke nicht wirklich zurückgebaut wird.

Dazu ist sie als Ausweichstrecke im Leipziger Knoten viel zu wichtig. Auch Güterzüge verkehren hier noch des Öfteren. Aber die Befürchtungen des Leipziger Ökolöwen haben natürlich ihre Berechtigung. Denn hier geht es um ein Stück Mobilitätszukunft, über das in Leipzig schon mehrmals diskutiert wurde.

Zuletzt im Januar, als eine SPD-Anfrage zur Verwirklichung eines S-Bahn-Rings um Leipzig beantwortet wurde. Ein Zukunftsprojekt, das mit den derzeitigen Mitteln noch nicht umsetzbar ist, aber eine sinnvolle Ergänzung des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes wäre, in dem ja sämtliche S-Bahnen durch den City-Tunnel gefädelt werden.

Und die vorhandenen Gleise der Waldbahn wären sinnvollerweise Bestandteil dieses S-Bahn-Rings. Wobei der Begriff Waldbahn gar nicht auf die hier betrachteten Bahn-Kilometer zwischen Leipzig-Plagwitz und Gaschwitz zutrifft, auch wenn das in der Mitteilung des Eisenbahnbundesamtes so klingt.

Den Begriff haben die Fahrgäste des alten Leipziger-S-Bahn-Netzes geprägt, weil die Linie C damals von Grünau durch den Auwald nach Gaschwitz fuhr. Die Waldbahn, zuletzt noch als S2 von Plagwitz nach Gaschwitz geführt, wurde 2002 eingestellt, noch vor den beiden anderen Linien des einst herzförmig gestalteten Leipziger S-Bahn-Netzes. Über eine klügere Gestaltung des Streckenverlaufes und der Anschlüsse wurde damals nicht wirklich nachgedacht.

Die einstigen Haltepunkte an der S-Bahn-Strecke existieren aber noch.

Und das ist der Punkt, der den Ökolöwen auf den Plan rief.

Als an der Koburger noch S-Bahnen hielten

Denn konkret ist im Rahmen des Bauvorhabens der Bahn ein Neubau der Brücke über die Bahnanlagen an der Koburger Straße in Markkleeberg geplant. Im Zuge dessen soll auch die Haltestelle beseitigt werden. Bis 2002 hielten hier noch regelmäßig S-Bahnen auf der Strecke zwischen Markkleeberg und Plagwitz.

Die betroffenen Kommunen Markkleeberg und Leipzig sowie die Umweltverbände wurden vom Eisenbahnbundesamt zur Stellungnahme aufgefordert.

Und der Ökolöwe lehnt den Rückbau der S-Bahn-Haltestelle natürlich ab.

„Angesichts der Klimakrise ist ein Rückbau von Bahnanlagen nicht hinnehmbar. Die Verkehrswende muss im Wesentlichen bis 2030 geschafft sein. Das bedeutet einen immensen Umstieg vom Auto in die Bahn. Es müssen alle Potenziale genutzt und erhalten werden, die eine Angebotserweiterung bei der Bahn ermöglichen“, erklärt Tino Supplies, Verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen.

Denn dahinter steckt auch noch eine Vision, die der Ökolöwe 2015 entwickelt hat, als die Linie 9, die bis dahin vom Connewitzer Kreuz weiterfuhr bis Markkleeberg-West, eingekürzt wurde. Womit eine Straßenbahnanbindung zum Cospudener See entfiel.

Straßenbahnlinie 9 zum Cospudener See mit Umsteigepunkt zur Waldbahn

Doch mit einer neuen Streckenführung über die Koburger Straße könnte nicht nur das Nordufer des Cospudener Sees wieder mit einer Straßenbahn an die Großstadt Leipzig angebunden werden, sondern auch das Südufer.
In seiner Stellungnahme an das Eisenbahnbundesamt fordert der Ökolöwe deshalb, die neue Brücke der Koburger Straße zukunftsfest zu machen.

Vision des Ökolöwen für eine Fortsetzung der Linie 9 über die Koburger Straße bis zum Südufer des Cospudener Sees. Grafik: Ökolöwe
Vision des Ökolöwen für eine Fortsetzung der Linie 9 über die Koburger Straße bis zum Südufer des Cospudener Sees. Grafik: Ökolöwe

„In einigen Jahren wird die Straßenbahnlinie 9 von Leipzig über die Koburger Straße bis direkt zum Cospudener See fahren. Wenn die Brücke jetzt gebaut wird, muss sie so geplant sein, dass man später noch Straßenbahngleise darauf verlegen kann. Die Brücke muss Straßenbahn-ready sein“, erläutert Supplies und stellt klar: „Die Bürgermeister von Markkleeberg und Leipzig müssen an einem Strang ziehen.“

Der Ökolöwe erwartet nun, dass beide Städte in ihren Stellungnahmen auf eine Brücke drängen, die die Option für eine Straßenbahnlinie offenhält.

„Die Zugangsstelle zur Bahn ist darüber hinaus so vorzubereiten, dass sie als Umsteigepunkt zwischen der Straßenbahnlinie 9 sowie einer zukünftig auf der Strecke verkehrenden S-Bahn oder Regionalbahn-Linie fungieren kann“, heißt es in der Stellungnahme des Ökolöwen an das Eisenbahnbundesamt.

„Diese neue ÖPNV-Verbindung wird die eklatanten Lücken im Bahnnetz zwischen Leipzig und Markkleeberg wieder schließen“, sagt Supplies.

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Es gibt 3 Kommentare

@cx
Wieso? Wenn dort 2 KfZ- Spuren hinpassen passen auch 2 Straßenbahngleise. Eine Georg- Schwarz- Straße ist auch nicht breiter…

Vom Forsthaus Raschwitz bis Zörbiger ist die Strassenbahnvorbehaltsfläche zu über 90% noch vorhanden. Nur zwischen Rosa-Luxemburg-Strasse und August-Bebel-Strasse müsste sich die Strassenbahn mit dem Individualverkehr eine Fahrbahn teilen.

DIe auf dem Plan dargestellte Linienverlängerung bis Hafen Cossi erscheint mir aber doch recht blauäugig, wenn man die Örtlichkeiten (Straßenquerschnitt) kennt.

Haben die Ökolöwen da mal selber in Markkleeberg nachgeschaut?

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