Annette H. ist das bürgerliche Anmelder-Gesicht einer Bewegung, die auch am gestrigen Montag, den 17. Oktober, gemeinsam mit Siegbert Droese (AfD), Marcus Fuchs (Querdenken Dresden) und Neonazis wie Kai M., Lucien W. und Enrico B. samt diversen „Freie Sachsen“-Fahnen um den Ring zog. Und aus der heraus zwei Böller Richtung Gegenprotest flogen. Erneut in einer grundlegenden Verdrehung von Ursache und Wirkung forderten rund 1.200 „Querdenker“ Frieden mit Russland von der eigenen Regierung und den USA. Nicht ohne lauten Gegenprotest und mehreren Blockadeversuchen auf der Strecke.

Mit „Querdenkern“ reden, wird wohl auch nach vielen Versuchen wie beispielsweise mit Michael Ballweg und den vergangenen zwei Jahren beim Thema Rechtsextremismus und vielem mehr schwierig bleiben. Denn es fehlt die gemeinsame Basis bei der Sicht auf Demokratie, Politik und internationale Interessen.

Vielleicht sogar eine gemeinsame Sicht auf die Frage, wer in diesem Jahr nach Jahren der RT-Deutsch-Propaganda, der Ausweisung westlicher NGOs aus Russland und der Verbote von russischen Initiativen wie der Nobelpreisgekrönten „Memorial“ nun ganz offen begonnen hat, den Frieden in Europa zu attackieren.

Wo die Mehrheit nicht umhinkommt, nach der russischen Syrien-Intervention, der Krim-Heimholung, der russischen Unterstützung separatistischer Bewegungen im Donbass und dem heute fast schon als gescheitert zu wertenden Angriffskrieg von Putins Truppen seit dem 24. Februar 2022 ein Russland mit neuer Imperialbestrebung zu erkennen, wird hier mittlerweile in Leipzig Montag um Montag, wie auch gestern, „Ami go home“ skandiert.

Die Angst der anderen vor russischer Hegemonie – egal

Die nach 1945 im nichtautoritären Teil Deutschlands für gut befundene Westbindung und Demokratisierung ist laut dieser Rufe unter diesen „Querdenkern“ kaum anzutreffen, hier lebt Russland als Freund und wohlmeinender Hegemon im Osten nach alter DDR-Lesart wieder auf. Eine Wette auf einen, gegen jede Realität, vermeintlich friedlichen Wladimir Putin, die die Ukrainer/-innen aufgrund ihrer Erfahrungen neben so mancher Georgierin oder Tschetschenen sicherlich gänzlich anders sehen.

Wo mittlerweile europäische Länder wie Polen, Tschechien und Teile Skandinaviens wie dem gesamten Baltikum Befürchtungen vor einer Sowjetunion 2.0 mit Wirkung auf Osteuropa nach dem „Vorbild“ Belarus haben, ist unter einheimischen „Querdenkern“ vor allem die aktuelle deutsche Regierung schuld an allem, was die Energiepreise treibt.

Russland hingegen befindet sich in dieser quergedachten Welt in einer Art „Vorwärtsverteidigung“, im Kampf mit allem, was man unter „Querdenkern“ ebenfalls zu hassen scheint: westliche Demokratie, Rechtsstaat und denklogisch eigentlich auch die somit garantierten, eigenen Demonstrationen, während in Moskau bei Widerspruch dieser Art der Polizeiknüppel tanzt. Oder gleich Haft und noch Endgültigeres droht.

Wie also miteinander reden, wo sich ein Wunsch nach Frieden derart äußert, dass man auch gestern wieder den Ruf der rechtsextremen Parteien NPD und III. Weg, „das System ist am Ende, wir sind die Wende“ aus dem „Querdenker“-Zug hörte, einschlägig bekannte Neonazis wie Kai M. und „Schelm“ Enrico B. (seit kurzem nicht mehr in Untersuchungshaft, STRG F-Recherche, NDR) mitliefen und sich der AfD-Stadtrat Siegbert Droese gemeinsam mit Parteikollegen auf einer bürgerlichen Demo des Volkes ™ sah.

Gegen die deutsche Regierung gehe es, so der Leipziger in den Livestream von Szene-Begleiter Sebastian W. (Weichreite TV) hinein und das sei der richtige Weg, den nun laut Droese nur mal 100.000de Menschen mehr gehen sollten. Nur mühsam kaschierte, pro-autoritäre Umsturzfantasien eines gescheiterten Leipziger Gastwirtes und Ex-Bundestagsabgeordneten, live bei YouTube ausgestrahlt.

Auch für den Dresdner „Querdenker“ und erstmaligen Leipziger Demo-Gast Marcus Fuchs (Saechsische.de, Paid Content) war die Beteiligungszahl ein gutes Zeichen, wie viele in Leipzig noch normal denken würden. So Fuchs in seiner Auftaktrede am 17. Oktober 2022 am Mendebrunnen, im dankbar beklatschten Willen zu schmeicheln.

Da fühlen sich die Umstehenden natürlich wohl; wer möchte nicht gern hören, dass man „normal“ denken würde, auch wenn man anschließend „Widerstand“ schreiend hinter einem Banner der rechtsradikalen AfD herläuft, umringt von gewaltsuchenden Fußballhooligans und Neonazis.

Monarchie und Revanchismus

Wie also mit Menschen reden, die sich selbst dann noch als eine Art bürgerliche Mitte sehen, wenn sie unter Fahnen der rechtsextremen „Freien Sachsen“ marschieren, die unter anderem solche Ziele propagieren, wie ein neues Königreich Sachsen zu errichten. Monarchen statt Parlamente, unter „Querdenkern“ kein Grund, die Fahnenträger anzusprechen und sie gegebenenfalls von der Versammlung zu verweisen.

Das Vorwärts in eine feudale Vergangenheit, weiter zurück also als nur bis zur DDR oder NS-Deutschland, wird hier freiwillig geduldet und teils stolz gleich selbst an der Holzstange im Abendwind flatternd getragen.

Auf dieser Demo findet offenbar jeder ein Zuhause, dem oder der 10.000 geflohene Ukrainer/-innen allein in Leipzig noch nicht genug scheinen, um den neusten europäischen Krieg und seinen Verursacher zu begreifen. Wer sich mal durch die einschlägigen Telegramkanäle der Bewegung arbeitet, ahnt, woher das kommt.

Hier sind es seit nunmehr zwei Jahren die Pharmaindustrie, die Rüstungslobby und ihre Marionetten „da Oben“ – kurz „die westlichen Eliten“ und die „Lügenpresse“, die erst eine Pandemie erfanden und nun den Krieg antreiben und keinen Frieden wollen. Und jeder, der schreibt oder sagt, dass nun mal Russland am 24. Februar 2022 einen Krieg gegen seinen völkerrechtlich anerkannten Nachbarn Ukraine begann und es für ein solches Handeln schlicht keine Rechtfertigung gibt, gehört irgendwie dazu, ist ein Systemverteidiger und schlafend.

Man selbst ist erwacht und sieht die Welt, wie sie ist: die deutsche Regierung will die eigene Wirtschaft ruinieren, der Westen hat Russland bewusst geärgert und zum Krieg getrieben. Und dahinter wohnt für die Gescheitesten unter den „Querdenkern“ der Plan der Pläne: die Ausrottung der Menschheit bis auf 500 Millionen hinunter, der „Great Reset“.

Dass Putin für seinen Angriffskrieg die revanchistische Rhetorik der angeblichen „Heimholung“ vorgeblich russischer Städte und Gebiete in die Russische Föderation nutzt und somit schlicht ein Aggressor ist, kann unter den Erwachten nicht bestehen. Denn es passt nicht in das Bild der Zerstörungsfreude westlicher Eliten, die die alleinige Schuld tragen.

Was natürlich die Frage für sie ausspart, was eigentlich geschehen würde, wenn jedes Land mal in seiner nationalen Vergangenheit kramte und anhand der größten jemals erreichten Ausdehnung revanchistische Gebietsansprüche gegen seine Nachbarn aufstellte. Wer heute bereits etwas voreilig Angst vor dem III. Weltkrieg hat: dies wäre der Tag, an dem er beginnen würde.

Was es zur Demo noch zu sagen gäbe

Am 17. Oktober 2022 wurden eigentlich keine neuen Erkenntnisse geboren. Es war die immergleiche braune Soße, die nicht braun sein will, weil sie sich lieber „in der Mitte“ sieht. Also da, wo die Leipziger „Mitte-Studien“ im unteren Drittel regelmäßig Rassismus, reaktionäres Gedankengut und oft einen eklatanten Mangel an Verständnis für eine lebendige Demokratie als Mitmachbetrieb finden.

1.200 Menschen, von denen sich viele auch schon in der Woche zuvor und der davor derart verlaufen haben, dass sie ernsthaft glauben, mit der Aufgabe jeder Unterstützung für die Ukraine wären die Gebietsansprüche von Putins Machtapparat befriedigt, das Gas wieder billig und die Klimakrise, die es nie gab, auch wirklich niemals dagewesen.

Eine Menge Vertrauen in einen verhinderten Eroberer für Menschen, die sich sonst in ihren bevorzugten Social Media-Kanälen rühmen, alles zu hinterfragen und nichts und niemandem zu trauen. Ihr Ruf „Frieden schaffen ohne Waffen“ richtet sich demnach auch nicht an Russland oder Putin. Adressiert ist er an die deutsche Regierung, die „Ami go home“-USA und den Westen allgemein.

Allesamt eher Fremde bis Feinde für jene, die gestern ebenfalls und erneut auf der Demo „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“ skandierten. Ganz so, als ob es in der DDR irgendwie so klasse war, dass man heute noch oder wieder mehr Autonomie von West als von Ost haben möchte.

Ein Wunsch, den der Gegenprotest rings um „Leipzig nimmt Platz“, „Leipzig schwurbelfrei“ und „Omas gegen Rechts“ auch am 17. Oktober wieder nicht teilte und sich mit rund 500 bis 600 Teilnehmenden zu mindestens drei Sitzblockaden einfanden. Blockadeversuche, die dieses Mal mangels Masse und dank einer robusten Polizei scheiterten und nur zu wenigen, kurzen Verzögerungen der rechtsradikalen Ringumrundung führten.

Unterdessen hatte die Polizei wieder eher damit zu tun, hinter Sitzblockierern herzurennen, als auf den Demozug selbst zu achten. Zumindest am Ende kam es zu einer kurzen polizeilichen Intervention gegen eine Gruppe Rechter um Kai M., der Grund dafür blieb jedoch vorerst unbekannt.

Wie tief sich die gesamte „Querdenker“-Bewegung in Leipzig längst im einst von „Legida“ bewohnten Niemandsland befindet, zeigt eine aktuelle Anekdote um den YouTuber „Weichreite“ alias Sebastian W.

Nachdem dieser dreimal innerhalb seines Livestreams am 17.10.2022 herumjammerte, er sei „verklagt“ worden, weil er ein ihm „zugespieltes Video“ von jemandem anderen auf seinem YouTube-Kanal benutzt hatte, folgten die Zuschauer seiner Aufforderung, ihm einen guten Juristen zu nennen, um sich in Sachen Aneignung fremden Eigentums zu verteidigen.

Es dauerte nicht lange, bis ihm in seinem Telegram-Chat „Rechtsanwalt Martin Kohlmann von den Freien Sachsen“ als „kompetent“ vorgeschlagen wurde. Naheliegend, immerhin war Kohlmann am 5. September 2022 bei den Leipziger „Querdenkern“ zu Gast, hielt eine Rede auf dem Augustusplatz.

Der Chemnitzer Rechtsextremist ist nichts weniger als der Gründer der „Freien Sachsen“ und hierüber mit dem weiteren Gründungsmitglied Stefan Hartung von der verfassungsfeindlichen NPD Sachsen verbunden.

Die „Leipziger Zeitung“ ist nun nur noch gespannt darauf, ob auf die Abmahnung auf Unterlassung unserer Rechtsanwaltskanzlei gegen „Weichreite TV“ wegen der ungefragten Nutzung eines von uns erstellten Videobeitrages tatsächlich der rechte Szene-Anwalt Martin Kohlmann für Sebastian W. antwortet.

An der geforderten Schadenssumme würde das erst einmal wenig ändern. An der weiteren Einordnung der politischen Agenda von „Weichreite TV“ und Macher Sebastian W. selbst hingegen eine Menge. Gestern jedenfalls machte er schon mal Vorab-Werbung für seinen Besuch des Ex-PEGIDA-Mitmachers und „Islamkritiker“ Michael Stürzenberger (Ex-„Die Freiheit“) am kommenden Samstag. Die gleiche Richtung also, doch zum Glück mal kein Montag.

Zwei Tage später jedoch, am 24. Oktober 2022, trifft der seit Wochen und teils Monaten immergleiche Kern „Querdenker“ erneut auf den Leipziger Gegenprotest.

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Es gibt 9 Kommentare

Nachdem ich erstmal Nukla gegoogelt habe, bin ich leider auch nicht schlauer geworden. Offensichtlich ist der Duktus der Liz so , dass es gar keinen auch noch so entfernten Grund gibt Montags zu Demonstrieren oder mit dem besten Deutschland aller Zeiten auch nur ein irgendein glitzekleines Problem zu haben . Gleichzeitig aber gibt es tausend Gründe Gegenzudemonstrieren. Schöne neue journalistische Welt. Was ich aber bemerkt habe man spricht nicht mehr von Aufmarsch sondern Demo. Kleiner Schritt in Richtung Realität…..

Dass eine Verwechslung mit einem Redaktionskollegen einen entschuldigungswürdigen Tatbestand darstellt habe ich nicht geahnt. Ich hoffe, dass ich damit nicht alle beleidigt habe und bitte Ihrer Aufforderung nach um Entschuldigung. Es handelte sich nicht um eine “Info” von Nukla, sondern um Ihren mir sehr bekannten Schreibstil in der Antwort, so dass ich auf Sie schloss.
Nebenthema: Das war doch zur Gründerzeit der LZ der Kreuzer, der da mal auf ein Alias hinwies. Nicht der Nukla…

Ich wollte den Diskurs auf nicht verengen oder Sie diffamieren! Wie denn? Indem ich Sie “beschuldige”, Sie hätten den Moderationstext geschrieben? Seit wann ist das denn eine Diffamierung?!

Ich glaube übrigens ernsthaft, dass da Leute dabei sind, die gegen die Energiepreise demonstrieren. Da ich im Bekanntenkreis von zwei Exemplaren gehört habe, die ihrer Empörung mit Demoteilnahme Luft machen wollten, kann ich mir das tatsächlich vorstellen. Dass das nichts bringt steht ja auf einem anderen Blatt. Man kann auch gegen Mieten demonstrieren, oder den Butterpreis. Ich hab vor Jahren Leute gesehen, die gegen Pädophile, also weitestgehend Triebtäter, die sich nicht im Griff haben, demonstrierten. Komplett sinnlos.
Insofern wäre meine Erklärung tatsächlich, dass sie viele Leute nicht tiefergehende Gedanken machen und es ihnen demnach entweder egal ist, wer noch so mitläuft (Ihre These), oder sie schlicht auch keine Möglichkeiten haben, Rechte zu vertreiben, wenn sie sie erkennen (meine These).

@Sebastian: ich warte im Namen des Kollegen aus der Moderation auf Ihre Entschuldigung für die Unterstellung, ich hätte hier Moderationsdienst. Lassen Sie diesen Kokolores, den die Idioten von Nukla in die Welt gesetzt haben.

Damit beteiligen Sie sich an einer diffamierenden Diskursverengung auf einzelne Personen (anders können solche Leute wie Sie offenbar auch nicht, oder?) statt bei der Sache zu bleiben. Diese ist Ihnen ja nun offenbar ausreichend erläutert worden.

In der Sache hätte ich Ihnen etwas ganz anderes zu sagen: hören Sie mit der Augenwischerei und der Suche nach Problemen neben dem Problem auf. Wenn Sie ernsthaft glauben, der Protest am Montag ist von der Angst um die Energiepreise getrieben, dann ist es an Ihnen zu erklären, warum die teils gleichen Leute schon rumgebrüllt haben, als sie eine Schutzmaske gegen Corona aufsetzen sollten und sich anschließend an der jeder zweiten Ecke ne Kippe angesteckt haben.

Ich erlebe da Menschen, die aus ihren eigenen Leben heraus mit allem ein Problem haben. Und die es genau deshalb nicht juckt, mit Neonazis zu laufen. Dass Sie den angreifenden Polizeibeamten nicht sehen wollen, ist mir vorher klar gewesen – ich hätte so nicht geantwortet, da ich Sie ja etwas besser kenne.

Danke, dass Sie sich noch mal Zeit genommen haben, Herr Freitag.

Dass es seitens der Polizei ein Ungleichgewicht zwischen den Maßnahmen gegen Rechts und Links gibt, das glaube ich Ihnen. Ich selbst “empfinde” es anders, aber ich bin viel viel weniger in diesen Themen drin als Sie.
> Warum Sie daraus „unsere Schützlinge“ machen […]
Nicht “daraus” ( dem unterschiedlichen Strafverfolgungsinteresse der Behörden) zog ich meinen Schluss, dass diese Zeitung eine Vorliebe für eine bestimmte Klientel hat.
Sondern aus dem, was ich hier seit Jahren lese, und was in der Vergangenheit auch schon als Statement seitens Ihnen oder Herrn Julke kam: Dass man sich durchaus als Medium “Mit Haltung” sieht. Ist schon paar Jahre her, und ich habe den Kommentar mit zehn Minuten Suchen auf Ihrer Seite leider auch nicht finden können. Aber ich vermute, Sie würden nicht wirklich abstreiten können, dass diese Zeitung eher im links-grünen Spektrum verortet wird. Wenn der Begriff “Schützlinge” deshalb nun bei Ihnen sauer aufstößt ist das ja nicht mein Problem. Sie schützen mit Ihren Verpixelungen eben selektiv nur manche Menschen. Und sie können das begründen. Soweit, so gut.

> Schon die durch uns teils dringend gebotenen Kaschierungen […]
Da sind wir einfach unterschiedlicher Meinung. Es wird sich auch nicht ändern, wenn Sie das Thema “dringender” machen als es ist.
Und es stimmt, die anderen Zeitungen berichten nicht mit Dutzenden von Bildern über jede kleine Demonstration. Sie sind da sehr lokal verortet und kümmern sich im Detail darum. Das Thema “einseitige Verpixelung” ist aber auch eins bei Artikeln, die nur wenige Bilder beinhalten. Auch dort wird teils penibel drauf geachtet, entweder von Ihren Reportern, oder von den abgelichteten Akteuren, dass keine Gesichter erkennbar werden. Und da ist Ihr Argument des Aufwandes eben keins, wenn es um eine Bildmenge von bis zu fünf Photos geht. Ihr Argument bleibt ein prinzipielles.

> Komplex Nummer drei ist bei dieser Debatte sicherlich UNSER journalistisches Interesse[…], auch zu beleuchten, wer denn da so mit bekannten Funktionären oder Ex-Funktionären von NPD, III. Weg, „Freien Sachsen usw. zusammen seit Monaten in Leipzig demonstriert.
Finde ich gut und diese Arbeit ist löblich. Zerrt sie ruhig ans Licht, die Leute. Aber zeigt ruhig auch die mit ihrer ganzen Person, die sich hinsetzen, hinkleben, gegen die “Cops” im Allgemeinen sind oder blockieren. Wenn alles so legal ist wie Sie es in den Raum stellen, dann wird ein eventuelles Ermittlungsverfahren, welches offenbar befürchtet wird, doch keine Gefahr darstellen.

> Denn noch immer gilt[…]: Antifaschismus ist nicht kriminell, sondern die Grundlage unseres Grundgesetzes.
Na bei dieser Wertung bin ich völlig bei Ihnen. Allerdings ist die Feststellung an sich so präsidial angehaucht wie (Entschuldigung dafür) banal – denn welche innere Einstellung (wie zum Beispiel der Antifaschismus, oder sein fatales Gegenteil) ist schon kriminell? Dies sind erst die Taten. Und Taten sind wiederum keine Grundlage unseres Grundgesetzes. Ich glaube, dies ist jetzt ein absoluter Nebenschauplatz, an dem es sinnlos grundsätzlich wird und wir uns um uns selbst drehen.
Der Tenor, alles was von Links kommt ist gut (weil Antifaschismus die Grundlage unseres Grundgesetzes sei), und alles was von Rechts kommt muss bekämpft werden (weil dies dann das Grundgesetz infrage stellt?), könnte lediglich Ihre Meinung sein, die ich in dieser Einfachheit nicht teilen würde.

> Der Ruf des Gegenprotestes „Ihr seid nicht der Widerstand, lauft mit Nazis Hand in Hand“ ist demnach laut unserer Recherchen zutreffend.
Die Demo, die vollkommen homogen aufgebaut ist, die gibt es nicht. Ich würde mir auch wünschen, dass dort keine Querdenker, Freien Sachsen oder AFDler mitlaufen, wenn der Ursprungssinn der Anmeldung eigentlich ein neutralerer war. Es ist für jeden Anmelder schade, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Sicher haben auch links verstandene Demos mitunter ihre Not, sich von Extremisten frei zu halten, weil es der Sache überhaupt nicht dienlich ist, wenn eine Bank angegriffen wird oder eine Haltestelle entglast. Und auch im CSD-Plenum ist man nicht glücklich darüber, wenn ein Wagen mit schwarz-vermummten Leuten mitläuft, die Parolen wie “Kein Mensch muss Bulle werden” oder “ACAB” führen, was mit dem Gedanken des Christopher-Street-Days einfach gar nichts zu tun hat.
Ihre Erwartung scheint nun eine größere Distanzierung der Leute von Rechten zu sein, die dort mitlaufen. Was sollen sie machen? Die Fahnenträger ansprechen? Bilder von stadtbekannten Rechten mit sich führen und beim Erkennen derjenigen dann die Demo verlassen? Sollten die Organisatoren beim Erkennen der ersten Rechten (ich bleibe mal bei diesem simplen Begriff) die Demo auflösen, um nicht ins Fadenkreuz der “…lauft mit Nazis Hand in Hand” Sprüchleinklopfer zu geraten?

Was Ihren Link angeht: Jedes Mal wenn ich Videos wie dieses sehe, wo sich adrenalingeladene Halbstarke respektlos Polizisten gegenüberstellen und ihre Kraftmeierei zur Schau stellen (der Kommentarbereich in dem Artikel gibt die Wahrnehmung ja ganz gut wieder) kommt mir die Galle hoch. Man sieht ja ganz gut, wieviel Platz der Mann mit der Brille und roten Jacke hatte, um zurückzugehen. Nein, man hebt lieber die Arme, man hebt das Knie wie zum Angriff, man will bestehen im Kampf. Das war echt kein gutes Beispiel für das, was Sie sagen wollten, Herr Freitag. Gerade in dieser Situation wäre viel Möglichkeit für Deeskalation seitens der Leute vorhanden gewesen, die der Polizei gegenüberstanden. Und ja, ich war nicht dabei, aber dafür haben Sie ja dieses kleine Video bereitgestellt, was uns Allen zum Beurteilen der Situation dienlich sein soll, oder?

Dass es mir nicht um Presserecht ging sollte doch herauslesbar gewesen sein.
“Demonstrare” gilt ja für beide Lager. Jeder sagt in eurer Argumentation “seht mich, ich bin hier und stehe für meine Sache”. Dass ihr den Wunsch der Einen nach “Maskierung” akzeptiert, den Wunsch der Anderen, die nicht eurer Sache sind, ignoriert und erst Recht auf die Gesichter zoomt, ist bei um die 20 Bildern dann eher eine Stil- als eine Aufwandsfrage. Und wenn ihr mich fragt, warum ihr den höheren Aufwand betreiben solltet würde ich sagen, weil ihr doch den Anspruch habt seriös zu sein, oder?
Ich habe diesen Anspruch zumindest an euch. Ihr arbeitet euch über die Jahre näher und näher an den Platzhirsch LVZ heran, und wenn “meine” Tageszeitung (die tatsächlich nicht die LVZ ist) über eine Demo berichtet, dann erwarte ich auch, dass ich sehen kann wer da so herum lief. Auch bei der Sächsischen sehe ich, wer bei Protest und Gegenprotest herumlief (oder beide Lager sind gleichermaßen unkenntlich gemacht). Ich kenne es auch von der ZEIT nicht, dass da nur die Linken verpixelt werden, wenn über eine Demo berichtet wird. Diese Medien betreiben aus eurer Sicht also Aufklärungsarbeit für die Polizei, ja?
Meine Vermutung ist ja eher, dass ihr euch nicht unbeliebt machen wollt bei euren Schützlingen. Dass sie euch weiterhin anmailen, wenn es “ne Sponti” gibt. Dass ihr weiterhin einen Tip bekommt, wenn irgendwo ein Baggerwilli durchdreht. Und wenn ihr sie wunschgemäß mit weggedrehten Gesichtern hinter dem “Transpi” neben dem “Lauti” auf der “Eisi” ablichtet, dann sind alle zufrieden. Ich finds nicht gut.
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Sie möchten es also komplexer 😉 Bekommen Sie gern. Das erhöhte Strafverfolgungsinteresse der Einsatzbeamten gegen „links“ bereits bei friedlichen Blockaden oder gar eigenen Übergriffen der Beamten auf Antifaschisten hatten wir bereits beschrieben (Beispiellink am Schluss).

Warum Sie daraus „unsere Schützlinge“ machen, ist Ihr Geheimnis, Ihre Einstellung, nicht unsere Lesart. Zumal Sie nicht einmal ahnen, bei wem man so alles unbeliebt ist, wenn man unter anderem auch Spontandemos vorab mitbekommt.

Bei den von Ihnen als Vergleich herangezogenen Medien (hier LVZ und ZEIT) zeigen Sie uns bitte mal die teils 50 bis 70 Bilder großen Galerien von Demonstrationen. Diese werden Sie nur bei uns, nicht dort finden. Also hinkt Ihr Vergleich leider gewaltig und geht an unserem Argument des deutlich größeren Aufwandes bei uns selbstredend vorbei. Schon die durch uns teils dringend gebotenen Kaschierungen dauern bereits jetzt teils eine Stunde und mehr.

Komplex Nummer drei ist bei dieser Debatte sicherlich UNSER journalistisches Interesse (wenn Sie andere haben, ist das ok, dann lesen Sie gern bei Medien, denen Rechtsextremisten egal sind), auch zu beleuchten, wer denn da so mit bekannten Funktionären oder Ex-Funktionären von NPD, III. Weg, „Freien Sachsen usw. zusammen seit Monaten in Leipzig demonstriert.

Denn noch immer gilt, eigentlich auch für Sie und alle in unserem Land – sofern wir alle auf dem Boden des Grundgesetzes agieren: Antifaschismus ist nicht kriminell, sondern die Grundlage unseres Grundgesetzes. Rechtsextremismus hingegen beinhaltet stets die Gefahr der Wiederkehr des Faschismus auf deutschen Boden und ist unter anderem an Rassismus, Nationalismus und einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu erkennen.

Der Ruf des Gegenprotestes „Ihr seid nicht der Widerstand, lauft mit Nazis Hand in Hand“ ist demnach laut unserer Recherchen zutreffend. Denn er schließt eben ein, dass vielleicht mancher in seiner Angst vor Krieg, Not und einem kalten Wohnzimmer, wie schon vor 1933 expliziten Feinden unserer Gesellschaft in die Hände läuft.

Interessant finden wir übrigens als PS., wie viele Menschen glauben, sich mit Presse und damit mit unserer Arbeit auszukennen. Weshalb wir gern auf solche Fragen, wie die Ihren, in diesen postfaktischen Zeiten auch mal ausführlicher eingehen.

Hier der Link zu einem Beitrag, der das Verhältnis zwischen Einsatz-Polizei und Gegenprotest durchaus beschreibt. Und vergessen Sie beim Lesen bitte nicht – wir waren auch an diesem Tag natürlich selbst vor Ort, Sie nicht: https://www.l-iz.de/leben/faelle-unfaelle/2021/08/mal-ordentlich-reintreten-ein-missverstaendnis-und-polizeigewalt-video-405484

Die Moderation

@gerd stefan

Ja, soweit sind wir ja schon gekommen. Das diejenigen, die aus Querdenkersicht verquer denken und ihre Informationen und ihre -auch daraus resultierende- Meinung eben nicht nur aus bestimmten Telegram-/YT- und ähnlichen Kanälen beziehen dann um ihre Gesundheit fürchten müssen, weil in den Demozügen eben auch bekannte Neonazis geduldet (oder auch gewünscht?) mitlaufen.
Und wenn aus deren Richtung ja z.B. Journalisten auch schon einmal angedroht wird, das sie ‘zur rechten Zeit’ aufgeknüpft am am Baum, oder mit einer Kugel im Körper wo auch immer enden werden.

Und dies alles von verschiedenen Personenkreisen wie den Wölfen im Schafspelz oder auch Herren im Politikeranzug mit AfD- und/oder Deutschlandfähnchen am Revers; von verbalen Anheizern erst in den Untiefen des Internets, nun auch in der öffentlichen Kommunikation und diversen anderen geistigen Brandstiftern gesät. Diese Saat geht auf…

Ãœber mein Unverständnis der vorgebrachten “Argumente” der Demonstrierenden möchte ich mich nicht weiter auslassen. Nur so viel: ich hatte mal versucht am Rande einer Demo von Corona-/Impfgegnern mit jemand zu sprechen, woher den seine Meinung kommt und ob es ihn nicht stört, dass diese Versammlungen von rechten Rattenfängern durchzogen ist. Es kam leider nur das übliche, die Infos muss man sich an den “richtigen” Quellen holen und Neonazis hat man nicht gesehen… Noch Fragen?

Das ist kein Journalismus mehr, das sind anhaltendes und somit kankhaftes Lügen, begangene Straftaten, blinder Hass, Tatsachenleugnungen mit dem Ziel blinder Gefolgschaft. Und im Ergebnis all dessen eben leider auch schlimmste, europa- oder gar menschheitsgefährdende Ignoranz.
Ggf. dazu später noch ausführlicher.

Lieber Hainer Reif: Sie haben in einer Flut an bereits abgegebenen Kommentaren belegt, dass Sie exakt der im Artikel beschriebenen Ideologie des angeblichen Friedenswunsches folgen. Für Sie gibt es – der Radikalisierungstheorie angemessen – keine andere Meinung mehr. Jede andere als Ihre Erklärungen und seien diese noch so hanebüchen auf oberflächliche Beobachtungen fußend, wird von Ihnen bekämpft. Wir werden der Verbreitung Ihrer Propaganda auf unserer Seite nicht mehr zuschauen können.

Da Sie nunmehr den Vorwurf der Lüge erhoben haben, ohne diesen weiter zu begründen, gehen wir zudem davon aus, dass Sie planen, Autoren der LZ aktiv zu verleumden. Auch diesem Treiben werden wir nicht zuschauen können, auch nicht “ausführlicher”. Die Moderation.

Die Bösen sind klar erkennbar die Guten zeigen hinter Maske und Pixel kein Gesicht aber Courage. So banal ist eben der hiesige Meinungsjournalismus…..

Da sich das Strafermittlungsinteresse der Polizei in den vergangenen zwei Jahren schon bei kleinsten Vorkommnissen maßgeblich auf den Gegenprotest richtete, werden wir auch weiterhin als berichterstattende Journalist/-innen den Strafverfolgungsbehörden nicht zuarbeiten. Dies ist nicht unsere Aufgabe.

Jede Maskierung stellt für uns zudem einen Zusatzaufwand dar, welchen wir also mit mehr Arbeitszeit bezahlen. Warum sollten wir diesen (noch deutlich höheren) Aufwand bei Demonstrierenden (demonstrare = zeigen) betreiben, die vorgeblich friedlich um den Ring ziehen und das Publizieren von Gruppenbildern von Versammlungen zudem presserechtlich zulässig ist? Die Moderation

Ein interessanter Beitrag mit breitem Inhaltsspektrum. Ja, wirklich seltsam, dass sämtliche Friedensaufforderungen an Russland vorbeigehen, und stets gegen “uns selbst”, die NATO oder “den Ami” gerichtet sind. Es jagt mir kalten Schauer über den Rücken, wenn ich sehe, wie eingeschränkt diese Leute auf den Krieg blicken, oder gelenkt werden. Klar kann man sich aufregen über die Energiepreise, klar kann man die Regierung dafür kritisieren, dass sie mitwirkte uns einem Mangel zuführen. Aber dass Putin den Krieg quasi zwangsweise beginnen musste, und selbstverständlich gleich damit aufhört, wenn wir nur aufhörten Waffen zu exportieren und Sanktionen wieder aufhebten, das ist doch wirklich ausgemachter Blödsinn. Der Mann wurde zu gar nichts “gezwungen”, seine “Sicherheitsinteressen” sind objektiv alle erklär-, oder demaskierbar.

Was mich am Artikel, wie schon so manches Mal stört, ist die einseitige Verpixelung des Gegenprotests. Das Argument letztens war ja, dass man dem Gegenprotest quasi nicht noch Knüppel zwischen die Beine werfen und die polizeiliche Erkennungsarbeit unterstützen möchte. Wenn ich das richtig verstanden habe. Die Dame von “Omas gegen Rechts” stand aber sicher am Rande und war keine Blockiererin. Die Person neben Frau Nagel, sie stand offenbar ebenfalls legal hinter einer Polizeikette. Von dem Demonstranten dagegen munter ins Gesicht geleuchtet, was ja erstmal der Normalfall ist, aber eigentlich bei öffentlicher, objektiver Berichterstattung für beide Seiten gelten dürfte. So sieht es aber aus, dass ihr eure “Schützlinge” immer sehr behutsam und anonym ablichtet. Von hinten, schräg am Gesicht vorbei, bei anderen Artikeln gern mit weggedrehten und maskierten Gesichtern (sicher pandemiebedingt…), oder zur Not eben gleich unkenntlich gemacht.

Da sich das Strafermittlungsinteresse der Polizei in den vergangenen zwei Jahren schon bei kleinsten Vorkommnissen maßgeblich auf den Gegenprotest richtete, werden wir auch weiterhin als berichterstattende Journalist/-innen den Strafverfolgungsbehörden nicht zuarbeiten. Dies ist nicht unsere Aufgabe.

Jede Maskierung stellt für uns zudem einen Zusatzaufwand dar, welchen wir also mit mehr Arbeitszeit bezahlen. Warum sollten wir diesen (noch deutlich höheren) Aufwand bei Demonstrierenden (demonstrare = zeigen) betreiben, die vorgeblich friedlich um den Ring ziehen und das Publizieren von Gruppenbildern von Versammlungen zudem presserechtlich zulässig ist? Die Moderation

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