Auf den ersten Blick zeigen die Daten aus der Bürgerumfrage zur Mietbelastung der Leipziger: Es scheint nicht schlimmer geworden zu sein. Aber ob die Miete für die Wohnung den Mieter überfordert und das Geld zum täglichen Leben auffrisst, das sieht man erst, wenn man die Mietbelastung ins Verhältnis zum Einkommen setzt. Und da wurde auch in der Bürgerumfrage 2024 klar, dass es die einkommensschwachen Haushalte sind, die unter der Mietbelastung am stärksten ächzen.
„Während die einkommensstärksten 20 Prozent in Leipzig nur 20 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Miete aufwenden, liegt die Mietbelastungsquote bei den einkommensschwächsten 20 Prozent bei 43 Prozent“, schreiben die Autor/-innen des Berichts zur Bürgerumfrage 2024.
„Nach europäischer statistischer Definition gelten Haushalte, die mehr als 40 Prozent für Wohnkosten aufwenden, als überbelastet. Auf die Gruppe der einkommensschwächsten 20 Prozent ist die Annahme der Überbelastung folglich in vielen Fällen zutreffend.“
Mehr Haushalte betroffen als in anderen Großstädten
Überlastung heißt: Die Miete verschlingt eigentlich Geld, das für den täglichen Bedarf gebraucht wird. Und zur Wahrheit gehört auch, dass prozentual deutlich mehr Haushalte von den Wohnkosten überlastet sind als in anderen deutschen Großstädten.
Im Bericht heißt es dazu: „Aus sozialer Perspektive ist die Betrachtung jener Miethaushalte von besonderer Relevanz, für die eine Überbelastung mit Wohnkosten identifiziert werden konnte. Im Jahr 2024 traf dies auf 19 Prozent der Leipziger Haushalte zu. Bei ihnen lag die Mietbelastungsquote folglich über 40 Prozent. Deutschlandweit gelten 13,2 Prozent der Mieterinnen und Mieter als durch Wohnkosten überbelastet, in den Großstädten liegt der Anteil durchschnittlich bei ca. 14,8 Prozent (Statistisches Bundesamt, 2025).“

Und anhand der Daten aus der Bürgerumfrage lässt sich auch ermitteln, welcher Haushaltstyp besonders von Mietüberlastung betroffen ist.
„In der Gruppe der Haushalte, die durch Wohnkosten überbelastet sind (Mietbelastungsquote höher als 40 Prozent), befinden sich überproportional viele kleine Haushalte, also Singles und alleinlebende Rentnerinnen und Rentner. Nur vergleichsweise selten sind Paare mit Kind(ern) durch Wohnkosten überlastet. In 7 Prozent der betroffenen Haushalte leben Alleinerziehende mit Kind(ern), was ihrem Anteil in der Gesamtbevölkerung entspricht. Folglich ist vor allem bei Haushalten, in denen nur eine Person zum Einkommen beiträgt, die Gefahr einer Wohnkostenüberlastung gegeben“, heißt es im Bericht.
Auch Erwerbstätige stark betroffen
Und viele der von Überlastung Betroffenen gehen einer Arbeit nach. Aber ganz offensichtlich keiner gut bezahlten.
„Betrachtet man die Gruppe der Haushalte mit Wohnkostenüberlastung nach Quelle des Lebensunterhalts, zeigen sich folgende Befunde: 40 Prozent der betroffenen Haushalte, und damit die größte Gruppe, sichern ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Erwerbsarbeit. Dieser Anteil ist zwar geringer als in der Gesamtbevölkerung, dennoch ist dieser Befund hervorzuheben, da trotz Erwerbstätigkeit eine Überbelastung mit Wohnkosten vorliegt“, heißt es im Bericht.
„Weitere 22 Prozent der betroffenen Haushalte beziehen Renten, wobei es sich – wie bereits diskutiert – vornehmlich um alleinlebende Rentnerinnen und Rentner handelt. Weitere 13 Prozent der überlasteten Haushalte beziehen Bürgergeld. Damit sind bürgergeldbeziehende Bedarfsgemeinschaften überdurchschnittlich stark vertreten. Bei diesen Gemeinschaften werden die Kosten der Unterkunft und der Regelbedarf von der Arbeitsagentur finanziert. Ähnlich ist die Situation für die weiteren 13 Prozent, die andere Transfers zur Sicherung des Lebensunterhalts beziehen (etwa nach SGB XII).“
Und dann überrascht es nicht mehr, „dass mehr als zwei Drittel der durch Wohnkosten überlasteten Haushalte zu den einkommensschwächsten 20 Prozent der Stadtbevölkerung gehören. Ein weiteres Viertel lässt sich der unteren Mittelschicht zurechnen. Nur sehr wenige Haushalte befinden sich in einer ökonomisch überdurchschnittlich guten Lage (4 Prozent obere Mittelschicht, 3 Prozent einkommensstärkste 20 Prozent).“
Und das alles hat dann auch Einfluss darauf, wie viel Geld vom monatliche Einkommen die betroffenen Haushalte dann eigentlich noch über haben. Und da zeigt sich dann, dass die gestiegenen Mietkosten für die Leipziger mit niedrigen Einkommen ganz reale Einkommensverluste mit sich gebracht haben.
Mit den Worten aus dem Bericht zur Bürgerumfrage: „Die einkommensschwächsten 20 Prozent haben – bei Berücksichtigung der gestiegenen Bestandsmieten und aller weiteren Lebenshaltungskosten – seit dem Jahr 2020 einen realen monatlichen finanziellen Verlust von etwa 100 Euro. Das reale Nettoäquivalenz-Resteinkommen liegt in dieser Gruppe im Jahr 2024 nur noch bei 84 Prozent des Niveaus von 2020. Es hat folglich ein deutlicher Kaufkraftverlust stattgefunden.“
Binnen vier Jahren hat diese Bevölkerungsgruppe also 16 Prozent an Kaufkraft verloren. Die Armen in Leipzig sind also noch ärmer geworden.
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