Fünfzehn Tore im Pokalderby! Klingt spektakulär, doch erforderte von allen Beteiligten enorme Ausdauer. Denn all diese Treffer des Drittrundenspiels im sächsischen Landespokal zwischen der BSG Chemie Leipzig und dem 1. FC Lok Leipzig, fielen am Sonntagabend (25. September) erst im Elfmeterschießen. Im mit 4.999 Zuschauern ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark, avancierte der erst 20-jährige Ben Keßler zum Pechvogel. Beim Stand von 8:7 für Lok, kickte der Chemie-Youngster als insgesamt 18. Schütze seinen Elfmeter über die Querlatte. Die Probstheidaer konnten damit das 107. Stadtderby für sich entscheiden und ziehen ins Achtelfinale ein.

Nach den unschönen Ereignissen beim Derby vom 7. Mai an gleicher Stelle, dürfte heute auch der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) ganz besonders genau hingeschaut haben. Denn das bereits in drei Wochen (16. Oktober/ 16 Uhr) anstehende neuerliche Regionalliga-Derby in Probstheida, hatte der Verband ursprünglich mit einem kompletten Zuschauerausschluss sanktioniert.

Dagegen war der 1. FC Lok in Einspruch gegangen, immerhin würde das für den Verein einen finanziellen Verlust in sechsstelliger Höhe bedeuten. Am morgigen Montag ist die erste Sicherheitsbesprechung für das kommende Derby angesetzt, und die Hoffnung ist groß, dass doch noch Publikum ins Stadion darf.

Das aktuelle Pokal-Match jedenfalls war beste Werbung dafür. Beide Fan-Lager unterstützten ihre Teams lautstark und positiv emotional. Beide Mannschaften holten das Letzte aus sich heraus und lieferten sich auf dem Rasen einen harten aber sportlich fairen Kampf. Chemie und Lok zeigten dabei ein völlig ausgeglichenes Spiel – mit relativ wenigen hundertprozentigen Torchancen.

In der ersten Halbzeit hatte Philipp Harant (Chemie) schon in der 9. Minute eine davon. Seine Direktabnahme einer Kopfballablage von Florian Kirstein flog aber über den Kasten. Auf der anderen Seite bekam der freistehende Luca Sirch (Lok) in der 20. Minute eine Eckball-Verlängerung am langen Pfosten nicht richtig unter Kontrolle.

Janik Mäder (Chemie) ist vor Eric Voufack (Lok) am Ball. Foto: Jan Kaefer
Janik Mäder (Chemie) ist vor Eric Voufack (Lok) am Ball. Foto: Jan Kaefer

Nach starkem Lok-Auftakt in Halbzeit zwei, hatten dann allerdings die Leutzscher die wohl beste Chance des Tages. Florian Kirstein tauchte nach einem Konter völlig alleine vor Lok-Torhüter Isa Dogan auf, doch scheiterte mit seinem Abschluss am Keeper (53.). Zwanzig Minuten später sprintete Osman Atilgan (Lok) in eine feine Eingabe von Tobias Dombrowa, doch verfehlte den Ball aus Nahdistanz um Haaresbreite.

In der nun fälligen Verlängerung fielen ebenfalls keine Tore, auch wenn Chemie-Coach Miroslav Jagatic sein Team konditionell im Vorteil sah. „Ich habe es so gesehen, dass Lok stehend k.o. war. Sie haben in der Abwehr immer wieder den Kopf runter genommen. Da musst du aber immer wieder den Finger in die Wunde legen und den Gegner nicht durchatmen lassen. Das haben wir zu wenig gemacht und haben im entscheidenden letzten Drittel oft die falschen Entscheidungen getroffen.“

So musste also das Elfmeterschießen her, das auf das Tor direkt bei den Lok-Fans ausgetragen wurde. Mit David Urban vergab aber bereits der zweite Lok-Schütze seinen Versuch, was im vierten Durchgang durch den vergebenen Elfer vom Lucas Surek (Chemie) jedoch wieder ausgeglichen wurde. Nach jeweils fünf Schützen stand es damit 4:4 – nun konnte jedes Duell das letzte sein.

Paul Horschig (Chemie) fährt Theo Ogbidi (Lok) herzhaft in die Parade und sieht dafür Gelb. Foto: Jan Kaefer
Paul Horschig (Chemie) fährt Theo Ogbidi (Lok) herzhaft in die Parade und sieht dafür Gelb. Foto: Jan Kaefer

Bemerkenswert, wie nervenstark die Spieler beider Teams am Punkt auftraten. Mehr als die Hälfte aller Schüsse schlugen hoch im Kasten ein. Nur ein hoher Schuss landete nicht in den Maschen – es war der Versuch von Ben Keßler im 9. Durchgang, der über das Tor rauschte und den 1. FC Lok zum Derbysieger machte.

„Ich ziehe vor jedem einzelnen Schützen den Hut, der bei so einem Derby einen Elfmeter schießt“, sagte Lok-Trainer Almedin Civa auf der anschließenden Pressekonferenz „Am Ende haben wir gewonnen, und wir freuen uns richtig, richtig riesig! Aber es ist eben auch erst die dritte Runde, die wir geschafft haben.“

Im Lostopf für das Achtelfinale ist neben den Favoriten Erzgebirge Aue, Dynamo Dresden, FSV Zwickau, Chemnitzer FC und 1. FC Lok mit dem SV Lipsia 93 Eutritzsch auch noch eine zweite Leipziger Mannschaften vertreten. Die Eutritzscher mussten beim BSV Einheit Frohburg – beide Teams spielen in der Landesklasse Nord – ebenfalls ins Elfmeterschießen und gewannen dabei mit 7:6.

Alle Ergebnisse der 3. Runde im Sachsenpokal:
https://www.fussball.de/spieltagsuebersicht/wernesgruener-sachsenpokal…

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