DDR-Geschichte

Michael Meyen: Das Erbe sind wir. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Das Erbe sind wir: Michael Meyen untersucht, warum die eigenständigen ostdeutschen Stimmen im deutschen Medienzirkus bis heute fehlen

Wer beherrscht die Diskurse? Wer bestimmt eigentlich, wie Menschen die Welt sehen? Ihr eigenes Land? Ihre Vergangenheit? Wer sich mit Journalismus beschäftigt, kommt um diese Fragen eigentlich nicht herum. Aber wer macht das schon? Und: Warum passiert das nicht? Solche Fragen beschäftigen den Münchner Medienforscher Michael Meyen. Nicht ganz zufällig, denn vor 30 Jahren erlebte er mit, wie in in Leipzig die Sektion Journalistik ab- und umgewickelt wurde.

Gunnar Decker: Zwischen den Zeiten. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Zwischen den Zeiten: Gunnar Deckers großartige Analyse der späten Jahre der DDR

Das große Buch zur DDR-Geschichte ist noch nicht geschrieben. Das zur Geschichte der alten Bundesrepublik übrigens auch nicht. Aber bei der DDR-Geschichte fällt es auf, wie sehr die Sicht auf dieses Land nach wie vor durch eine West-Brille betrachtet wird und lauter Forschungsergebnisse vereinzelt nebeneinanderstehen und nichts zusammenpasst. Gunnar Deckers Buch ist tatsächlich das erste Buch, das eine realistische DDR-Erzählung sichtbar macht.

Christina Schwarz. Foto: Greta Hartmann
·Leben·Gesellschaft

Die Leipziger Kulturwissenschaftlerin Christina Schwarz über das Gefühl der „Corona-Bevormundung“ sowie Wissen und Vorstellungen über die DDR

Es geht nicht nur Journalist/-innen so, dass sie sich nur noch darüber wundern, was allerlei Demonstranten auf obskuren Demonstrationen seit einigen Jahren an seltsamen DDR-Vergleichen ins Feld führen. Bis in die jüngeren „Hygienedemos“ hinein, bei denen die Corona-Schutzmaßnahmen mit den Freiheitsbeschränkungen in der DDR verglichen wurden. Entweder verdrehen sie die Geschichte mit Absicht oder sie haben schlicht keine Ahnung. Zu einem ähnlichen Fazit kommt auch die Kulturwissenschaftlerin Christina Schwarz. Ein Interview.

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität mit einem Beitrag zum Erfurter Gipfeltreffen. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Zeitreise

Willy und Willi 1970 in Erfurt: Der Beginn der deutsch-deutschen Annäherung vor 50 Jahren

Zur Vorgeschichte der deutschen Wiedervereinigung gehört auch das Erfurter Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und dem Vorsitzenden des Ministerrats der DDR, Willi Stoph, am 19. März 1970 in Erfurt. Das Treffen bereitete nicht nur Helsinki vor, sondern war auch der Auftakt einer Ostpolitik, die gerade DDR-Bürgern die Hoffnung gab, dass die eingemauerten Zustände irgendwann ein Ende finden. Auch dieses Ereignis ist nun schon 50 Jahre her.

Weggesperrt aus der Welt. Foto: L-IZ
·Bildung·Forschung

Forschungsverbund sucht Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Heimen und Jugendwerkhöfen der ehemaligen DDR

„Mich kriegt nichts mehr klein.“ Frau Kastrati sagt das mit fester Stimme. Das ist nicht selbstverständlich. Sie war mehrere Jahre in einem Kinderheim und einem Jugendwerkhof in der ehemaligen DDR untergebracht. Sie hat erlebt, unterdrückt zu werden und in rigiden Regeln und Strukturen zu leben, in denen die eigenen Bedürfnisse wenig bis gar keinen Raum hatten. Viele Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, kennen den Satz „Wenn du nicht brav bist, kommst du nach Torgau.“

Karin König: Die Freiheit ist mir lieber als das Leben. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Die Freiheit ist mir lieber als mein Leben: Die Biografie des fast vergessenen Hermann Flade

Ganz am Ende ihrer Nachbemerkungen schreibt Karin König einen wichtigen Satz: „Die Geschichte der DDR ist letztlich auch eine Geschichte der Bundesrepublik, nicht erst seit der deutschen Einigung.“ Womit sie wohl das größte Problem der heutigen (west-)deutschen Sicht auf Geschichte benennt. Da werden dann nicht nur die Schicksale der einst in der DDR-Justiz zerstörten Menschen marginalisiert. Auch die eines Mannes wie Hermann Flade.

Falk Mrázek: Erwachsenwerden hinter Gittern. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Erwachsenwerden hinter Gittern: Wie Falk Mrázek 1978 mutig Knast riskierte, um den Weg in die Freiheit zu finden

Nancy Aris hat recht, wenn sie im Vorwort zu diesem Buch betont, dass die öffentlichen Erinnerungen an die DDR auseinanderfallen. Die einen meinen, sie hätten nichts auszustehen gehabt. Die anderen können von Repressionen erzählen, die ihr ganzes Leben verändert haben. Manchmal staunt man schon, wie wenig manche Menschen wirklich mitkriegen vom eigenen Leben. Die Geschichte von Falk Mrázek erzählt davon, dass die Verklärung eigentlich nur funktioniert, wenn man die Begegnungen mit der Staatsmacht völlig verdrängt.

Nancy Aris, Wolfram Männel (Hrsg.): Als der Sozialismus aufs Dorf kam. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Als der Sozialismus aufs Dorf kam: Die beeindruckenden Aufzeichnungen des Birmenitzer Bauern Rudolf Wallrabe

Da nun viele öffentliche Einrichtungen aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen geschlossen sind, dürften viele Leipziger ein bisschen mehr Zeit dafür haben, sich mit einem Tässchen Tee und einem frischen Buch in den Lesesessel zu setzen. Denn auch wenn die Leipziger Buchmesse ausfiel, haben die Verlage wieder Berge an spannenden Frühjahrspublikationen vorgelegt. Manche entführen – wie dieses Buch – in eine Zeit, die aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis zu verschwinden droht. Das wäre tragisch.

Bettina Röder: Axel Noack. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Axel Noack: Die Biografie eines frohgemuten Protestanten aus dem unbegreiflichen wilden Osten

Den kennst du doch, sagte da so ein Bauchgefühl. Und schnappte sich das Buch. Und siehe da: Man darf überrascht sein. Weil selbst so eine einfache, nicht mal sensationell aufgemachte Biografie zeigt, dass der Osten sehr wohl Persönlichkeiten und ein eigenes Profil hatte. Nur geht das im deutsch-deutschen Gezeter völlig unter. Als hätte es Menschen wie Axel Noack nie gegeben.

Ewald König: Die DDR und der Rest der Welt. Foto: Ralf Julke
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Die DDR und der Rest der Welt: Ewald Königs Notizen über ein Land, das noch immer sein Eckchen im Geschichtsbuch sucht

Diesen Autor, das gebe ich zu, habe ich ein bisschen unterschätzt. Vielleicht, weil seine Bücher so zurückhaltend eingeschlagen sind, eher wie Jahrbücher aussehen, Sammelbände von Dokumenten, die eher für Wissenschaftler interessant sind. Dabei macht Ewald König etwas, was man in dieser Art von deutschen Journalisten zu Recht vermisst. Denn Journalisten sind Zeitzeugen. Und das ist eine verdammte Pflicht.

Ethel Scheffler, Sylke Tannhäuser (Hrsg): 1989. Die Wende in Leipzig. Foto: Ralf Julke
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1989. Die Wende in Leipzig: Ein Buch voller Erinnerungen an das turbulenteste Jahr der jüngeren deutschen Geschichte

Eigentlich sind die beiden Leipzigerinnen eher Spezialistinnen für kriminelle Geschichten. Aber den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution nahmen Ethel Scheffler und Sylke Tannhäuser jetzt zum Anlass, einmal ihren Bekanntenkreis zu erweitern und die verschiedensten Leipzigerinnen und Leipziger zu fragen, wie sie die Wende in Leipzig erlebt haben. Wende diesmal ohne Gänsefüßchen.

Aleksandra Majzlic: Mut zum Protest. Foto: Ralf Julke
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Mut zum Protest: 14 Porträts von Menschen, die sich ihren Widerstandsgeist nicht austreiben ließen

Aleksandra Majzlic lebt in München. Die DDR lernte sie als junges Mädchen praktisch nur bei Familienbesuchen in Sachsen kennen. Aber vor zehn Jahren ließ sie das Thema nicht mehr los. Sie wollte jenen Menschen im Osten ein Buch widmen, die unter dem SED-Regime gelitten haben. Meist sind es ja ostdeutsche Autorinnen und Autoren, die sich des Themas annehmen. Da ahnte Aleksandra Majzlic wohl noch nicht, dass das kein schnell gemachtes Buch wird.

Sylvia Kabus: Verschwunden. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Verschwunden: Die verhinderte Suche nach zwangsadoptierten Kindern aus der DDR

Es waren nicht nur fünf Fälle, wie lange Zeit kolportiert wurde. Eher waren es einige hundert Fälle, in denen Kinder in der DDR ihren Eltern weggenommen und zwangsadopiert wurden. Seit 2018 ist das Thema endlich auf der Tagesordnung. Doch Gesetze, die eigentlich wichtig sind, schützen in diesem Fall auch die Täter und verhindern, dass Eltern ihre verschwundenen Kinder wiederfinden. Leicht ist die Spurensuche von Sylvia Kabus nicht.

Jochen Voit, Gabriele Stötzer: Rädelsführer. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Rädelsführer: Die dramatische Geschichte eines inszenierten Rauswurfs an der PH Erfurt im Jahr 1976

Wenn die DDR-Funktionäre das Selberdenken im Land verunglimpfen wollten, dann war ihnen kein Etikett zu fett, dann wurden aus unabhängig denkenden Menschen Saboteure, Staatsverleumder, Agenten des Westens oder – wenn man ihnen gar so etwas wie die Bildung krimineller Banden anhängen wollte – Rädelsführer. So wie 1976 mehrere Pädagogikstudenten aus Erfurt. Eigentlich stand am Anfang nur ein Wunsch nach einem lebendigeren Marxismus-Leninismus-Unterricht.

PM Hoffmann, Bernd Lindner: Anders sein. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Anders sein: Eine aufwühlende Graphic Novel über die erste Punkgeneration in der DDR

„Offenbar wirken die sozialen, ökonomischen und kulturellen Belastungen durch das autokratische Erbe und die doppelte Systemtransformation bis in die Gegenwart fort“, sagte Extremismusforscher Prof. Dr. Uwe Backes am 15. April in Dresden, als Staatsministerin Petra Köpping die neue Studie „Rechte Hassgewalt in Sachsen“ vorstellte. Das Erbe der DDR wirkt fort. Wenn die richtigen Geschichten nicht erzählt werden, wird das wohl immer so weitergehen. Zeit für eine punkige Graphic Novel.

1989. Lieder unserer Heimat. Foto: Ralf Julke
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1989, Lieder unserer Heimat: Ein kompaktes Buch über das Jungsein am Ende der DDR

So fliegt die Zeit: 2014 war das, als Schwarwel seinen ersten großen Trickfilm zum Jahr 1989 herstellte: „1989. Unsere Heimat sind nicht nur die Städte und Dörfer“. Wenig später ließ er mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern gemeinsam ein ganzes Buch zum Film folgen. Fast schon ein Lesebuch für die Schulen. Denn 25 Jahre waren vergangen seit der Friedlichen Revolution. Höchste Zeit, die Erinnerungen festzuhalten. Aber auch die Erinnerungen an das, was die DDR mal gewesen war, beginnen zu verschwinden.

Roswitha Quadflieg, Burkhart Veigel: Frei. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Frei: Eine beherzte Ost-West-Liebesgeschichte vorm Hintergrund eines echten Fluchthelfer-Lebens

Man merkt es dem Buch wirklich nicht mehr an, dass am Anfang eine riesige Überforderung stand. Burkhart Veigel, einer der erfolgreichsten Fluchthelfer der 1960er Jahre, wollte einen Roman schreiben, einen Roman über sein eigenes Leben und seine Zeit als Fluchthelfer in Berlin. Aber er hatte so viel Material gesammelt, das sich partout nicht in einen Roman fügen wollte. Da holte er sich mit der Schriftstellerin Roswitha Quadflieg professionelle Hilfe. Und das Ergebnis besticht und berührt.

Harald Kirschner,Hans Sonntag: Als die Eisenbahnstraße noch Ernst-Thälmann-Straße hieß. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Ein Zeitschock in Bild und Text: Als die Eisenbahnstraße noch Ernst-Thälmann-Straße hieß

Es soll ja immer noch Ostalgiker geben unter uns, die sich zurücksehnen nach der Geborgenheit der DDR. So, wie sich andere in ein Wirtschaftswunderland zurücksehnen, das sie nur noch aus alten Heimatfilmen kennen. Es sind Traumgebilde, die in ihrer Erinnerung etwas Zauberhaftes bekommen. Was nicht ganz ungewöhnlich ist, wie dieser doch sehr frappierende Bild-Text-Band deutlich macht. Gerade weil schon das Titelbild zeigt, wie trostlos Leipzigs Osten in den 1980er Jahren war.

Peter Wensierski: Fenster zur Freiheit. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Fenster zur Freiheit: Wie die radix-blätter das Ende der SED-Herrschaft gedanklich vorbereiteten

Als es die DDR noch gab, gehörte Peter Wensierski als Reporter für diverse Zeitschriften und ab 1986 für das Fernsehmagazin „Kontraste“ zu den bekanntesten Berichterstattern über all das, was in der DDR geschah. Denn Öffentlichkeit über die Vorgänge in der DDR wurde fast ausschließlich über westliche Medien hergestellt. Aber in diesem Buch erzählt Wensierski eine Geschichte, die mit dem Titel „Fenster zur Freiheit“ eigentlich nicht erfasst wird.

Cornelia Siebeck, Enrico Heitzer, Anetta Kahane und Martin Jander. Foto: Martin Jander
·Politik·Engagement

Wie muss der Paradigmenwechsel in der ostdeutschen Geschichtsaufarbeitung jetzt aussehen?

Am 24. Januar wurde im Conne Island der Tagungsband „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ vorgestellt. Rund 150 Menschen waren gekommen, weit mehr als erwartet. Die Veranstalter hatten 100 Stühle aufstellen lassen. Die meisten Besucher waren jüngeren Alters. Die Einlader der Veranstaltung waren die Gedenkstätte Zwangsarbeit Leipzig und die Rosa Luxemburg Stiftung in Sachsen. Und es wurde emsig diskutiert über den geforderten Paradigmenwechsel in der ostdeutschen Geschichtsschreibung.

Bill Niven: Das Buchenwaldkind. Foto: Ralf Julke
·Bildung·Bücher

Die Geschichte hinter einem Welt-Bestseller: Das Buchenwaldkind

Die Fragen, die sich deutsche Autoren und Forscher beim Umgang mit der eigenen Vergangenheit nicht stellen, die müssen andere stellen. Tun sie auch. Und manchmal bekommt es auch der deutsche Leser mit – wie aktuell mit Bill Nivens Buch „Das Buchenwaldkind”. Die Übersetzung erschien im Mitteldeutschen Verlag, dort also, wo 1958 auch jener Roman erschien, […]

Melder zu DDR-Geschichte

Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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