Gedichte

Jutta Pillat: Süßholz. Kussmund. Träume. Foto: Ralf Julke
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Süßholz, Kussmund, Träume: Jutta Pillats Gedichte übers Suchen, Finden und Lebendigbleiben

Je älter man wird, umso klarer wird einem oder einer (wenn sie oder er auch nur ein Minütchen lang nachdenken), dass das alte Familienbild, bei dem Mann und Frau einander „treu sind bis zum Tod“, mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. So ein Glück, die absolut passende Seele für eine lebenslange Partnerschaft zu finden, haben nur noch wenige. Die anderen aber: leiden. Die ganze Sache mit der Liebe: ein einziges Finden, Bangen und Verlieren. Und jede Menge nasse Taschentücher.

Gomringer & Scholz: Peng Peng Parker. Foto: Ralf Julke
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Nora Gomringer hat jetzt mit Philipp Scholz auch die Gedichte von Dorothy Parker zum Singen gebracht

Auf der Leipziger Buchmesse haben sie sich 2015 im Grunde gefunden: Die Lyrikerin Nora Gomringer und der Jazz-Musiker Philipp Scholz. Ist ja nicht so weit von guter Lyrik zum hingehauchten Jazz. „Peng Peng Peng“ hieß ihr erstes gemeinsames Lyrik-Jazz-Album. Nun ist ihre zweite Co-Produktion fertig und die entführt die Hörer in die Welt der amerikanischen Schriftstellerin Dorothy Parker. Kein Wunder, dass man sich dabei fühlt wie in einer Jazz-Bar der 1930er Jahre.

Utz Rachowski: Die Dinge, die ich vergaß. Foto: Ralf Julke
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Die Dinge, die ich vergaß: Utz Rachowskis Gedichte aus fünf Jahrzehnten

Eigentlich geht es in Utz Rachowskis Gedichten um Dinge, die er nicht vergessen kann. Und die wir selbst auch nicht vergessen sollten. Aber wie soll das gehen, wenn keiner mehr Gedichte liest? Wenn eine Gesellschaft lieber vergisst und verklärt und deshalb nicht in der Lage ist, aus der Vergangenheit zu lernen? Dann entsteht so ein seltsames Land wie dieses Sachsen von heute. In einigen von Rachowskis neueren Gedichten wird das mehr als deutlich.

Poesiealbum 339: Utz Rachowski. Foto: Ralf Julke
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Ein spätes Poesiealbum für den nachdenklichen Dichter aus dem Vogtland

Mit seinem Hamlet-Gedicht war Utz Rachowski auch in der jüngst in der Reihe „Poesiealbum neu“ erschienenen Auswahl „Worthaft. Texte politischer Gefangener“ vertreten. Er war nie so präsent als dissidentischer Dichter wie etwa Lutz Rathenow oder gar Wolf Biermann. Und wahrscheinlich würde er sich auch verwahren, in dieser Schublade zu landen. Denn eigentlich ist er ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie schnell sensible Dichter in die Mühlen der DDR-Behörden gerieten.

Michelle Steinbeck: Eingesperrte Vögel singen mehr. Foto: Ralf Julke
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Gedichtetes und Geträumtes von Michelle Steinbeck: Eingesperrte Vögel singen mehr

Mit Michelle Steinbeck hat der Verlag Voland & Quist eine neue große Autorin gewonnen. Eine mit einer richtigen Vor-Geschichte. Darauf spielt schon das Zitat an, das die 1990 geborene Schweizerin ihrem Buch beigegeben hat: Elke Heidenreich „Wenn das die neue Generation ist, dann gnade uns Gott.“ Hinter dem Zitat steckt der Skandal, den Heidenreich 2016 mit ihrem Auftritt im „Literaturclub“ ausgelöst hat.

Joachim Ringelnatz: Wassertropfen & Seifenblase. Foto: Ralf Julke
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„Wassertropfen & Seifenblase“ laden dazu ein, sich am Ringelnatz-Gedichtfilm-Wettbewerb zu beteiligen

Dichterdenkmäler kann man in Leipzig lange suchen – wenn man einmal von den durchgereisten Herren Goethe und Schiller und dem etwas abgeschiedenen Gellert absieht. Edwin Borman hat keins bekommen, Lene Voigt auch nicht und auch nicht der freche Hans Bötticher, der sich seit 1919, nach seinem Abschied von Krieg und Marine, nur noch Joachim Ringelnatz nannte. Für die Lyrikgesellschaft Anlass genug, dem Frechdachs ein ganzes Jahr, einen Wettbewerb und eine Lyrikauswahl zu widmen.

Poesiealbum neu: Worthaft. Foto: Ralf Julke
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Gedichte und kleine Texte von politischen Gefangenen über das Menschbleiben in einem gefühllosen System

Zwar ist jedes „Poesiealbum neu“ etwas Besonderes. Aber dieses fällt auch in der ambitioniert von Ralph Grüneberger betreuten Reihe aus dem Rahmen, denn es macht etwas sichtbar, was mit der zunehmenden Verklärung der DDR vergessen zu werden droht: Wie sehr dieses von der SED gelenkte Land gerade seine sensibelsten Bürger enttäuschte, desillusionierte und psychisch zerrieb. Tausende landeten in Zuchthaus und Gefängnis, nur weil sie öffentlich wagten, die bleiernen Zustände infrage zu stellen.

Johanna Schwedes: Der Asphalt klingelt, ich geh ran. Foto: Ralf Julke
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Johanna Schwedes’ Lebensgedichte aus einer Welt mit Sonne, Sternen und vorwurfsvoll hustenden Krähen

Leipzig ist eine poetische Stadt. Nicht auf Ebene der Stadtpolitik. Da hat selbst ein Verleger als Kulturbürgermeister nicht viel Aufmerksamkeit gezeigt für die Autoren in der Stadt. Sind ja alle nicht berühmt, tauchen im Preisrummel der deutschen Literaturpreise nicht auf. Und im Westen werden sie nicht gehypt. Ergebnis: Sie schreiben exzellente Texte. Und die erscheinen fast ausschließlich in kleinen, aber sehr ambitionierten Verlagen.

Ray Zwie Back: Leben in der blauen Stunde. Foto: Ralf Julke
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Die poetischen Klein-Briefe eines aufmerksamen Stadt-Spaziergängers an eine Unbekannte

Natürlich ist Wolfgang Krause Zwieback ein Dichter. Auch wenn man geneigt ist, ihn in eine besondere Kategorie von Dichtern zu stecken: den vielbegabten, spazieren gehenden und schauenden Dichter. Er hat mit Gedichten schon Performance gemacht, als die Poetry Slams noch nicht mal erfunden waren. Denn eines hat er immer gewusst: Worte erzeugen faszinierende Bilder. Man muss nur damit malen können.

Nora Gomringer & Martin Beyer: #poesie. Foto: Ralf Julke
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Eine Poesiesammlung aus den subversiven Welten der Bühnen, Slams und Wider-Sprüche

Ab und zu gibt es solche großen, mächtig gewaltigen Sammelbände zur zeitgenössischen Lyrik, in denen kenntnisreiche Herausgeber alles sammeln, von dem sie der Meinung sind, dass es das Beste vom Besten der aktuellen Lyrik ist. Manche Herausgeber sind noch mutiger und versuchen sich am Standardwerk für die komplette deutsche Lyrik. Und so, wie Nora Gomringer und Martin Beyer Luft holen, versuchen sie es auch.

Poesiealbum neu: Vom Glück. Foto: Ralf Julke
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„Poesiealbum neu“ – Erstaunlich viele Antworten auf die Frage nach dem Glücklichsein als Mensch

Gülden liegt es da, als wäre das neue „Poesiealbum neu“ ein Schatz, den es zu finden gilt. Dabei ist es ein Schatz. Ein richtiger. Nicht der alptraumhafte der Nibelungen, nicht das Metall der Gier, das ganze Völker verrückt und zu Bestien macht. Und irgendwann kommt man beim Durchstreifen dieser über 80 versammelten Gedichte natürlich auf so einen Gedanken wie den: Kann es sein, dass Dichter mehr wissen über unser Menschsein?

William S. Merwin: Der Schatten des Sirius. Foto: Ralf Julke
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W.S. Merwins Gedichte über die frappierende Stärke einer erinnerten Vergangenheit

Für FreikäuferMan staunt eigentlich eher über die Nummer, die dieser Gedichtband aus dem Leipziger Literaturverlag bekommen hat: Es ist Band 84 der Reihe „Neue Lyrik“, die Verleger Viktor Kalinke einst selbst mit Band 1 eröffnete. Seither ist es aber eine richtige Bibliothek mit hochkarätiger Lyrik aus aller Welt geworden. Zweisprachig. Dem Leser wird auch bei William S. Merwin das Original nicht vorenthalten.

Betram Reinecke: Nur gries getupfte Reste von Gesängen. Foto: Ralf Julke
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Bertram Reinecke zeigt sich als gesammelter Meister der schönen strengen Form

Für FreikäuferIm Aphaia Verlag in München gibt es eine sehr ansprechende, sehr liebevoll gesetzte Heftreihe. „Mitlesebuch“ nennt sie sich und bringt die Texte spannender Gegenwartsautoren in kleiner Auflage, erfrischend illustriert und – wie in diesem Fall – auch kenntnisreich kommentiert. Das macht der Leipziger Dichter Bertram Reinecke gleich selbst. Denn kein anderer Leipziger Lyriker betrachtet derart konsequent Lyrik als Kunst-Werk.

Ralph Grüneberger, Walter Thomas Heyn: Leipziger Liederbuch. Foto: Ralf Julke
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Wie das Leipziger Liederbuch nach 30 Jahren endlich das Licht der Welt erblickte

Es gibt eine Menge Bücher, die vor 1989 im Osten nicht erscheinen durften. Simone Barck und Siegfried Lokatis berichten in ihrem Buch „Zensurspiele“ über die berühmtesten Fälle. Die meisten Fälle freilich erlangten nie Berühmtheit, denn sie blieben schon vorher in jenem Grauraum hängen, in dem große und kleine Funktionäre ihren Missmut deutlich machten. So ein Fall ist auch Ralph Grünebergers „Leipziger Liederbuch“.

Poesiealbum neu: Steinbrech. Foto: Ralf Julke
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Ein ganzes Poesiealbum für Liebhaber von Wald, Wiese und Sauerampfer

Für FreikäuferDeutsche Dichter lieben Pflanzen: Wälder, die da schweigend stehen, Blümchen, die da grüßen, Lindenbäume vor dem Tore. Daran hat sich nichts geändert. Trotz industrialisierter Landwirtschaft, Klimawandel und immer längeren Roten Listen. Vielleicht sogar gerade deshalb. Denn Dichter haben zumindest ein Gespür dafür, was da alles verloren geht.

Grit Kurth: Taubenblicke. Foto: Ralf Julke
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Mit „Taubenblicke“ erzählt Grit Kurth vom Lieben, Verlieren und Betroffensein

In ihrem Novellenbuch „Seelenbruder“, der 2014 im Einbuch Verlag erschien, hatte Grit Kurth auch schon ein paar Gedichte beigegeben. Sie schienen nicht ganz dazu zu passen, gaben aber schon einen Hinweis darauf, dass da noch mehr sein könnte. Der Wunsch zum Beispiel, sich mit Gedichten ganz persönlich zur Lage der Welt zu äußern. Und sich selbst zu verorten „in diesen prosaischen Zeiten“.

Peter Gosse: Stabilierte Saitenlage. Foto: Ralf Julke
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Stabilierte Saitenlage: Peter Gosses ganz und gar nicht sentimentale Gedichte von der Liebe

Für FreikäuferDass der Leipziger Lyriker Peter Gosse seinen Lesern gern Nüsse zum Knacken aufgibt, das zeigt schon der Titel, den er seinem Band mit Liebesgedichten gegeben hat: „Stabilierte Saitenlage“. Ein kleiner Seitenhieb auf den „bewunderten Mit-Leipziger“ Gottfried Wilhelm Leibniz, dessen 300. Todestag 2016 gefeiert wurde, und dessen „prästabilisierte Harmonie“.

Andreas Reimann: Poeten-Museum. Foto: Ralf Julke
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Wie der Leipziger Dichter Andreas Reimann mit ironischem Sinn durchs museale Weimar spaziert

Wer einen wie den Leipziger Dichter Andreas Reimann einlädt, der kann sicher sein, dass er danach einen richtigen, vollgültigen und spitzbübischen Gedichtband bekommt. Die Dresdner haben es getan. Die Weimarer haben es nicht getan. Was schon verblüfft. Haben sie aus ihrer Geschichte also doch nichts gelernt? Sie haben trotzdem einen Gedichtband bekommen: Poeten-Museum.

Jutta Pillat (Hrsg.): Antworten auf einen Handstand. Foto: Ralf Julke
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Warum die einen Engel sehen, die anderen Wolken und kaum jemand die unerhörte Leichtigkeit des Seins

Das Bild hat Symbolkraft: Ein Mädchen geht in den Handstand, ist noch nicht ganz ausbalanciert. Spielerisch sieht es aus, selbstbewusst, herausfordernd. „Handstand“ hat der Hallenser Künstler Uwe Pfeifer die 2011 entstandene Lithografie genannt. Und die Leipziger Dichterin Jutta Pillat war so fasziniert von diesem kleinen Kunstwerk, dass sie unbedingt einen Gedichtband draus machen wollte.

Nora Gomringer & Philipp Scholz: Peng Peng Peng. Foto: Ralf Julke
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Gedichte sind Musik und Heimat ist der Strohhalm für die Ahnungslosen

Kann man Gedichte zelebrieren wie ein Jazz-Konzert? Kann man. Alles kein Problem. Dass sich Nora Gomringer nicht scheut, mit Musikern zusammen ins Studio zu gehen, hat sie zum Beispiel 2013 gezeigt, als sie mit dem Dresdner Wortart Ensemble eine Scheibe Lyrik einspielte. Eigentlich auch das schon ein hörbarer Beweis: gute Lyrik ist Jazz. Theater sowieso. Und bei Gomringer: unterhaltsames Spracherlebnis.

Nora Gomringer: Moden. Foto: Ralf Julke
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Nora Gomringers beherzter Ausflug in unsere Welt der Masken, Larven, Täuschungen und der verschwundenen Frauen

Es ist nur eine Trilogie? Das ist ja schrecklich! Ungeheuerlich! Wie kann sie nur! – Aber sie kann. Sie kann es wirklich. Das hat Nora Gomringer von Papa und Mama gelernt und selbst gewirkt mit emsiger Geduld, viel Fleiß und kühner Treuherzigkeit. Das hier ist das dritte Buch ihrer „Trilogie der Oberflächen und Unsichtbarkeiten“. Man könnte auch sagen: der Maskeraden unserer Zeit.

Poesiealbum neu: Tugenden & Sünden. Foto: Ralf Julke
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Über Tugenden, die keine sind, und Sünden, die uns erst lebendig machen

Besonders üppig ist die sächsische Literaturförderung nicht. Ein paar Festivals, ein paar wenige Zeitschriften und Vereine, das war’s dann eigentlich schon, was die Kulturstiftung des Freistaats unterstützt. Die seit 2007 erscheinende Reihe „Poesiealbum neu“ gehört nicht dazu. Und trotzdem schafft es ein ambitioniertes Heft ums andere ans Licht der noch lesenden Öffentlichkeit.

Dalibor Markovic: Und Sie schreiben auf Deutsch? Foto: Ralf Julke
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Satte Beats gegen die Angst, die Dummheit und die Heimatlosigkeit der Welt

Unsere Sprache ist Musik. Beat hat sie auch, wenn man sie zu benutzen weiß und nicht lyrelt und säuselt. So wie Dalibor Markovic, Dichter, Lautpoet und Beatboxer mit kroatischen Wurzeln, was auch der Verlag betont, weil damit alle Irritationen anfangen. Denn geboren ist er als echter Hesse in Frankfurt. Und erst wenn die Leute seinen Namen hören, stellen sie sich doof: „Und Sie schreiben auf Deutsch?“

Ralph Grüneberger: Bienen über Brooklyn. Foto: Ralf Julke
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Ralph Grünebergers Amerika-Gedichte als Hörbuch für Kopfreisende und Freunde des freudigen Verweilens

Man kann Amerika lieben und trotzdem seine eigene Sicht auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben. Beobachter bleiben, Gast, Passant in einem großen Gewimmel. Und alle Stimmungen und Eindrücke wirken lassen. O ja, auch ganz kritische. Ob das diese narzisstischen Amerika-Versteher verstehen? Und die Amerikaner? Für die gibt’s die Extras natürlich auf Amerikanisch.

Ralph Grüneberger: Die Saison ist eröffnet. Foto: Ralf Julke
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Von Ernte, Erinnerung und der immerfrischen Lust auf lebensfrische Anfänge

Hinter Leipzig gibt es auch noch Leben. Görlitz, Oberlungwitz, Berlin, Unterwellenborn. Dichter reisen gern. Zum Glück. Sonst gebe es wirklich nur die skandalösen Meldungen der Nachrichtenagenturen. Und kein Bild vom Sein und Bleiben da draußen in einer Welt, die immer erst nachrichtentauglich wird, wenn Häuser brennen oder seltsame Provinzbewohner den Aufstand proben. Geht es um Provinz?

Paul Ernst: Polymeter. Foto: Ralf Julke
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Wenn sich die Sehnsucht nach einer leiseren Welt noch heute so modern liest wie 1898

Der kleine Leipziger Verlag Reinecke & Voß mausert sich in einigen Sparten zum Wieder-Entdecker-Verlag. Das betrifft die Lyrik des Barock genauso wie die Lyrik jener Übergangszeit, die meist „vergessen“ wird, wenn von der „Moderne“ die Rede ist. Die Dichterschule des Arno Holz war schon Thema. Jetzt wird ein Mann gewürdigt, den Holz gern als „seinen Schüler“ begriffen hätte. Dabei hatte Paul Ernst das Zeug, selbst ein ganz Großer zu sein. Er hatte Pech.

Poesiealbum neu: Firma dankt. Gedichte zur Arbeitswelt. Foto: Ralf Julke
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Das stille Hoffen der Dichter: Gebt der Arbeit ihre Würde zurück!

Frag mal die Dichterinnen und Dichter, was sie von Arbeit halten. Das ist ja ein okkupiertes Thema, über das in der Regel Leute reden, die den arbeitenden Menschen an sich nur als Last, Stör- und Kostenfaktor betrachten und dafür gern behaupten, es sei das Geld, das „arbeite“. Eigentlich hätte man da eine Gedicht-Anthologie aus lauter Hohn und Spott erwartet.

Oda. Ort der Augen, 1 / 2016. Foto: Ralf Julke
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Das Literaturheft „Ort der Augen“ schlägt erstmals die Brücke zwischen Halle und Leipzig

Es gibt ihn tatsächlich, den Gasthof „Zur Landesgrenze“ in Schkeuditz: Äußere Leipziger Straße 104, es ist nicht weit zur Weißen Elster, die Straßenbahn hält fast um die Ecke. Das Ganze ist also vorstellbar, dass Hallenser und Leipziger Dichter sich hier zum versöhnlichen Umtrunk treffen und alle Zerwürfnisse der vergangenen Jahrzehnte im Bier ersäufen.

Thomas Böhme: Abdruck im Niemandswo. Foto: Ralf Julke
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Verloren im Niemandswo oder noch immer leichtfüßig zu Hause im großen Fließen der Zeit?

Man kann nicht sagen, dass der Leipziger Dichter Thomas Böhme nicht präsent ist. Aber es geht ihm als Dichter wie anderen Autoren in diesem Genre auch: Man muss ihn suchen im Lyrikregal (wo er nicht immer steht) oder in den kleinen, fachkundigen Buchhandlungen, in denen Lyrik und insbesondere Lyrik aus hiesigen Regionen noch gepflegt wird. Und dabei ist er so produktiv wie kaum sonst einer von den Dichtern in diesem Land.

Mario Markus: Stiche. Foto: Ralf Julke
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Die unverkennbar physikalische Sicht eines deutsch-chilenischen Dichters auf die Welt, das Leben und die Vergänglichkeit

Manchmal darf man sich einfach nicht abschrecken lassen, auch nicht von Vorworten. Raul Zurita, einer der bekanntesten und kontroversesten Dichter Lateinamerikas, gibt sich zwar alle Mühe, Mario Markus einzuordnen in die grandiose Landschaft chilenischer Dichtung. Aber am Ende wird es eine Art mythische Beschwörung, die mit den Gedichten des 1944 in Chile geborenen Wissenschaftlers eigentlich nicht viel zu tun hat.

Phoebe Giannisi: Homerika. Foto: Ralf Julke
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In Homerika verbinden sich Mythen, Irrfahrten und die Täuschungen des Lebens zum Großen griechischen Gesang

Es gibt Bücher, die wirken, als wären sie genau fürs aktuelle Drama der Zeit geschrieben. Und dabei sind sie in ganz anderen Zeiten erschienen. Der Gedichtband "Homerika" von Phoebe Giannisi schon 2010 in Athen, sogar noch vor Beginn des großen Troika-Dilemmas, erst recht vor dem großen Beginn der Flüchtlingsströme. Aber genau diese Szenerie ist ja der Schauplatz der Dramen des Jahres 2015. Eine homerische Szenerie.

Andreas Reimann: Grüner Winter. Foto: Ralf Julke
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Die klugen und satyrischen Gedichte Andreas Reimanns aus seinem Dresdner Winter-Aufenthalt

Drei Leipziger Dichter waren die ersten, die jeweils drei Monate als "poet in residence" in Dresden residieren durften: 2013 Carl-Christian Elze, 2014 dann Bertram Reinecke. Und im warmen Winter 2015 dann Andreas Reimann. Seine Gedichte aus diesen drei Monaten an der Elbe sind jetzt als Publikation erschienen. Und am Donnerstag, 14. Januar, liest er daraus in der Leipziger Stadtbibliothek. Mal so gesagt: ein Heidenspaß.

Wolfgang Rischer: Mein Quantum der Geschichte. Foto: Ralf Julke
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Die kleine Frage “Was bleibt?” und der erinnerungsreiche Tummelplatz von Schrödingers Katze

Große Verlage strampeln sich ab, immer wieder mal völlig sinnfreie Sammlungen von "100 Gedichten von XY" zu veröffentlichen und gutgläubige Leser mal wieder mit einer zumeist dubiosen Auswahl über den Löffel zu balbieren. Kleine Verlage kümmern sich dann um die noch lebenden Dichter und verlegen eine richtige Werkauswahl. Damit wenigstens etwas bleibt in den Bibliotheken.

Lydia Daher: Und auch nun, gegenüber dem Ganzen - dies. Cover: Voland & Quist
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Selbst in der Zeitung stecken lauter versteckte Gedichte: 101 Collagen von Lydia Daher

Woraus ist eigentlich der Stoff, aus dem Gedichte gemacht werden? Und was sind Gedichte? Es sollen ja ein paar Definitionen in den Schulbüchern stehen. Da wird meistens irgendwo zwischen lyrisch, rhythmisiert und gereimt herumgeeiert. Poesie wird als Kriterium genannt. Und es ist nichts gesagt und nichts begriffen. Nichts über unsere Sprache und die schlichte Tatsache, dass der Zauber in der Sprache steckt. Man muss ihn nur zu entdecken wissen.

Paul-Henri Campbell: Am Ende der Zeilen. Foto: Ralf Julke
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Am Ende der Zeilen: Das ferne Wetterleuchten des Zeitalters der Pacemaker

Seit geraumer Zeit erleben auch die USA, wie das ist, wenn Entwicklungen enden, einstmals boomende Landschaften in die Krise geraten und Städte sich entvölkern. Auf einmal bekommt auch dieses scheinbar so geschichtslose Land eine Patina - und wirkt dabei hilfloser als die alten Europäer, die dieses Auf und Ab nun schon mit Dutzenden Weltreichen und Imperien hinter sich haben. Echter Stoff für Dichter also.

Marlen Pelny: Wir müssen nur noch die Tiere erschlagen. Cover: Voland & Quist
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Ganz dicht dran: Die neuen Gedichte von Marlen Pelny

Manchmal sind Dichter und Dichterinnen so in ihre Texte versponnen, dass ihnen kein treffender Titel für den Gedichtband einfällt. Ist ja auch nicht leicht. Die Zeiten, dass man auf ein Gedichtbuch einfach "Gedichte" schrieb, sind lange her. Aber einen Titel wie "Wir müssen nur noch die Tiere erschlagen", den vermutet man eher bei einem kleinen Punk-Verlag. Dabei verrät er gar nicht, was für Gedichte im Buch zu finden sind.

Thomas Böhme: 101 Asservate. Foto: Ralf Julke
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Thomas Böhme im Tagewerk der Worte: 101 Asservate

Asservate ist selbst so ein Wort, das ins Museum zu gehören scheint. Oder ins Lexikon der bedrohten Wörter. Gibt es ja. Eine ganze Reihe von Autoren hat erkannt, dass es auch in der deutschen Sprache ein umfangreiches Artensterben gibt. Und mit den Worten, die da verschwinden, verschwindet auch eine Welt von Erinnerungen.

Lydia Daher: Insgesamt so. Cover: Voland & Quist
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Insgesamt so, diese Welt: Die herrlich melancholischen Gedichte von Lydia Daher

Man könnte friedvoll ersaufen in dieser Melancholie. Man kann auch drin baden. Man kann sich drin wohl sein lassen. Melancholie kann so schön sein. Und bei Lydia Daher ist sie gleich mehrfach schön. Vor vier Jahren hat die junge Augsburgerin bei Voland & Quist ihren Gedichtband "Kein Tamtam für diesen Tag" veröffentlicht. Ihr zweiter Gedichtband ist noch melancholischer.

Ahne: Gedichte, die ich mal aufgeschrieben habe. Cover: Voland & Quist
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Ahnes Liebe zur Klein-Kunst

Nein, die poetische Ader ist Ahne, Jahrgang 1968, gelernter Offset-Drucker, studierter Hausbesetzer, Surfpoet und Gesprächspartner von Gott, nicht in die Wiege gelegt worden. Sein Feld ist die Bühne, die Reformbühne Heim & Welt etwa. Da funktioniert das, was er da mal aufgeschrieben hat

Melder zu Gedichte

Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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