Ein Straßenmusikfestival im Sommer 1989 schien die Politik der DDR zu gefährden, so dass die Staatsmacht die Straßenmusik unterband, Musiker in Gewahrsam nahm. Kurt Masur lud sich Publikum und Leute ins Haus ein, die Verantwortung tragen würden oder tragen sollten. Im Hauptfoyer wurde es eng, auch auf den Treppenstufen reichten die Sitzplätze nicht aus.
1986 gehörte Gerhard Weigt noch nicht zu den Initiatoren von "Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung". Er stieß erst später zu der Gruppe. Aber mit emsiger Recherche hat er auch diese Entstehungsgeschichte rekonstruiert, zu der auch die frühen und intensiven Kontakte nach Polen gehörten. Ohne die Veränderungen in Polen (von wo die DDR-Bürgerrechtler dann auch die Idee der Runden Tische importierten) ist die Geschichte der Initiativgruppe nicht zu verstehen.
Kein Leipziger Verlag bemüht sich derzeit so emsig um neue Veröffentlichungen zur Friedlichen Revolution wie die Evangelische Verlagsbuchhandlung. Dass es da ab und zu sehr christlich und religiös wird, verwundert nicht. Eher verblüfft die Bandbreite der Ansätze. Und mittendrin gibt es jetzt auch mal ein richtig dickes Buch von einem, der es wissen muss, wie es war.
Achgottchen, was wir alles merken müssten, wenn es nach einigen unserer Leser ginge: Wir wären Pythia, Sphinx und der Supercomputer Golem XIV in einem. Aber natürlich sind wir immer dankbar für Hinweise. Auch wenn sie mit streng erhobenem Finger gesendet werden. Wie der Hinweis auf "einen Vertreter der Neuen Rechten", der für das Buch "... wenn Gott Geschichte macht!" verantwortlich zeichnet.
Am plastischsten erzählt im Sammelband "... wenn Gott Geschichte macht" im Grunde Peter Voß in seinem Beitrag "Gott widersteht den Hoffärtigen!" davon, wie Geschichte wirkt - und das mit einer Personage von Leuten, die 40 (wahlweise 70) Jahre lang fest davon überzeugt waren, den Lauf der Geschichte bestimmen zu können, weil sie sowieso die Gesetzmäßigkeiten und die Zukunft auf ihrer Seite hatten.
Ein provokanter Titel? Geschichte nichts als ein Werk Gottes? Oder gar als großer Heilsplan, in dem Menschen nur die Spielfiguren sind? - Nicht ganz. Auch wenn die Autoren dieses Buches durchaus der Meinung sind, dass es ohne Gottes Wirken nicht geht. Und die Französische Revolution mögen sie auch irgendwie nicht. Oder nur einen Teil davon? - Es darf gestritten werden.
Es gibt in Leipzig kein Haus, das jetzt besser dokumentiert ist als dieses - nicht das Neue und nicht das Alte Rathaus, Oper und Gewandhaus schon gar nicht. Dabei klingt die Adresse Bernhard-Göring-Straße 152 ganz unscheinbar. Dort steht das Haus der Demokratie. Und eine Menge Leute in diesem Haus sind froh, dass das immer noch so ist.
Auf die aktuelle Flüchtlingskrise, auf Pegida, AfD und Co. geht Joachim Reinelt zwar nicht ein. Aber es gibt Stellen in seinem Buch, die durchaus zu denken geben: Kann es sein, dass die nach außen gekehrte Aggression der Dresdner Straßenumzüge von 2014/2015 etwas mit der Ratlosigkeit von 1988/1989 zu tun hat? Ein Thema, das Reinelt ja gut kennt. Er war ja als Landesbischof 1989 mittendrin.
Es ist ein echtes Fleißprojekt, dem sich die Mitarbeiter des Evangelischen Pressedienstes (epd) zwei Jahre lang gewidmet haben. Sie haben ihre Sicht auf das Ende der DDR, die Friedliche Revolution und den Weg zur Deutschen Einheit zusammengetragen in lauter gut lesbaren Kapiteln und ein Buch draus gemacht. Hier ist es. Sogar Manfred Stolpe war überrascht. So umfassend habe er die Geschichte noch nicht gelesen.
Am Freitag, 9. Oktober, war Leipzig mal wieder im Feiertagsmodus. Der Tag ist tatsächlich offizieller Feiertag in Leipzig, auch wenn das nicht heißt, dass nicht gearbeitet wird. Aber gefeiert, mit Lichtfest auf dem Augustusplatz. Doch was feiert man in so einem Jahr 26 nach der Friedlichen Revolution? Revolution natürlich, fand Jürgen Meier, der beim Lichtfest die künstlerische Leitung inne hat.
Pünktlich zum Lichtfest hat die Lehreinheit für Geschichtsdidaktik der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Alfons Kenkmann am Donnerstag die App "ZEITFENSTER.Friedliche Revolution Leipzig" veröffentlicht. An 25 Leipziger Standorten, sogenannten Zeitfenstern, ist es möglich, historische Fotografien interaktiv mit der aktuellen Kamerasicht eines Tablets oder Smartphones "verschmelzen" zu lassen und historischen Wandel zu erleben.
Am Mittwoch, 7. Oktober, nutzte Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, nicht nur die Gelegenheit, in Leipzig bei der Eröffnung der Ausstellung "Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland" dabei zu sein. Er stellte auch den neuen Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums vor, der im Grunde ein alter Bekannter ist: Dr. Jürgen Reiche. Und er hatte noch eine Nachricht in der Jackentasche.
Das Lichtfest 2015 wird wieder etwas kleiner als im Vorjahr. 2014 wurden ja 25 Jahre Friedliche Revolution gefeiert - ohne Denkmal, aber mit lauter Staatspräsidenten. Diesmal wird es dafür einen großen Chor geben, ein bisschen Erinnerung an das stolze Griechenland und den französischen Traum von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit." Und ein Autobahnschild, sogar zwei. Drei sind es nun insgesamt.
Auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz wird wieder gearbeitet. Gleich doppelt. Am Rand wühlen sich kleine Bagger durch die Erde, denn für 200.000 Euro wird der Platz bis zum Jahresende hergerichtet, um ihn als öffentlichen Raum nutzen zu können. Und gleich daneben wird schon die erste Nutzung hochgezogen, die erstaunlicherweise an den "Herbstsalon" von 2014 erinnert. Das ist kein Zufall.
Es ist doch immer schön, wenn man Hintertürchen offen lassen kann. Auch wenn alle sagen: Es zieht. Du bläst das Geld zum Fenster raus. Der Leipziger Wettbewerb ums Freiheits- und Einheitsdenkmal ist schon 2013 gescheitert. 2014 hat der Leipziger Stadtrat den Wettbewerb offiziell beendet. Wären da nicht die vielen Hintertürchen, die sich die Verwaltung offen gelassen hat.
Die metallenen Stelen, die das Bürgerkomitee Leipzig e. V. überall in der Innenstadt aufgestellt hat, kennt fast jeder. Zumindest jeder, der mit offenen Augen durch die Straßen läuft, auch mal stehen bleibt, die schwarz-weißen Fotos anguckt und den Text kurz liest. Denn die Säulen markieren wichtige Schauplätze des Herbstes 1989. Seit Mittwoch, 20. Mai, kann man diese Schauplätze auch digital abrufen - per App.
Das Jahr 2014 flutet noch ein bisschen nach. Nicht alles ist fertig geworden im 25. Jahr der Friedlichen Revolution. Nicht nur das geplante Denkmal. Der Film freilich, den Schwarwel gemacht hat zum Jubiläum, der war rechtzeitig fertig. Trotzdem fehlte der Mannschaft in der Agentur Glücklicher Montag noch etwas. Ein Buch zum Beispiel. Aber kein Comic.
Noch ein Buch zur Friedlichen Revolution? Warum nicht? Der Stoff gibt es her. Erst recht, wenn man ihn aus einer anderen Perspektive betrachtet - weg vom Wunder und von der nachträglich inszenierten Überraschung, als wäre der Herbst 1989 geradezu aus dem Nichts gesprudelt, als wäre da - um mal Helmut Kohl zu zitieren - "plötzlich der heilige Geist über die Plätze in Leipzig gekommen und hat die Welt verändert". Rainer Eckert kennt die Fakten.
Es gibt eine ganze Reihe Bücher zu dem, was man so landläufig Friedliche Revolution, "Wende", Herbst '89 nennt. Viele sehr euphorisch, manche geradezu besoffen, andere ein wenig wehmütig oder nachdenklich. Das Ereignis gerinnt langsam zu einem historischen Markstein. Aber wo waren 1989 die Historiker? - Einer war mittendrin: Hartmut Zwahr, Professor an der Uni Leipzig.
Band 2 des von Tobias Hollitzer und Sven Sachenbacher unter Mitarbeit von Tina Langner zusammengetragenen Mammutwerkes zur Friedlichen Revolution in Leipzig beginnt logischerweise mit dem 9. Oktober 1989, dem "Tag der Entscheidung". Und dass es eine Entscheidung gab, lag ja unter anderem mit daran, dass es an diesem Tag keine Entscheidung gab.
Seit dem 2. Oktober 2009 zeigt das Bürgerkomitee Leipzig im ehemaligen Kinosaal der Stasi in der "Runden Ecke" die Ausstellung "Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution". Eine Ausstellung, gespickt mit Fotos, Dokumenten, Plakaten. Eine Ausstellung, die den Besucher erschlagen kann mit ihrer Materialfülle. Unmöglich, das auch nur in ein Buch pressen zu wollen.
Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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